Täuschungsmanöver, das kann man in Donald Trumps fast 30 Jahre altem Buch „Die Kunst des Erfolges“ nachlesen, gehören zum Rüstzeug eines cleveren Geschäftsmanns. Seit der New Yorker Bauunternehmer Anwärter auf die Präsidentschaft in Amerika ist, hat er darum Freund und Feind regelmäßig in die Irre geführt. Auch beim zentralen Thema des Wahlkampfes: illegale Einwanderung.

Über drei Wochen nährte Trump die Spekulation, er könnte seine harte Linie verlassen, um die politische Mitte und die über 20 Millionen Bürger zählende Wählergruppe der Latinos doch noch für sich zu gewinnen.

Nach seiner Rede in Phoenix/Arizona, der ein Kurzbesuch bei Mexikos Präsident Nieto vorausging, ist die Zeit des Hakenschlagens aber vorbei. Sollte der für die Republikaner kandidierende Trump am 8. November gewinnen, stehen den USA neben einem „unüberwindbaren“ Grenzwall zu Mexiko Massenabschiebungen, eine Deportationspolizei, Internierungslager und das Ende der Aufnahme von Flüchtlingen aus dem Nahen Osten bevor.

Bereits an seinem ersten Amtstag werde mit der Ausweisung von Illegalen begonnen, die kriminell geworden sind oder über abgelaufene Visa verfügen.

Länder, die sich der Aufnahme von ausgewiesenen Landsleuten verweigerten, will Trump massiv unter Druck setzen. Details? Fehlanzeige. Eine Amnestie für rechtschaffen in den USA lebende und Steuern zahlende illegale Einwanderer, wie sie Präsident Obama und moderate Republikaner propagieren, lehnt Trump ab.

Nach Berechnungen von Immigrationsforschern könnten von Trumps Plänen unmittelbar sechs Millionen Menschen betroffen sein.

Für Flüchtlinge aus muslimischen Ländern, in denen terroristische Netzwerke aktiv sind, bliebe Amerika unter Trump verbotene Zone. „Wir wissen nicht, wer diese Menschen sind.“ Einwanderer müssten sich laut Trump generell einem Gesinnungstest unterziehen. Wer nicht den Nachweis führen kann, „Amerika und seine Werte zu lieben“, bleibt draußen.

Die Kehrtwende Trumps – vor einer Woche hatte er die Abschiebung von gut integrierten Illegalen als „sehr, sehr hart“ bezeichnet und eine „faire Lösung“ signalisiert – geht auf das Drängen der Ultrarechten in seinem Wahlkampfteam zurück. Dort wird befürchtet, dass sich Wähler, die Trump in den Vorwahlen millionenfach wegen seiner Haltung in der Einwanderungsfrage zugelaufen sind, im Falle einer softeren Version von ihm abwenden. Illegalen Schutz vor Abschiebung und einen Weg zur nachträglichen Legalisierung zu gewähren, ist die Politik von Trumps Rivalin Hillary Clinton.

Der Republikaner agierte in seiner 75-minütigen Rede, die von Kommentatoren als „absurd“, „enttäuschend“ und „inhaltsleer“ kritisiert wird, mit falschen Behauptungen. Seine Aussage, es könnten gut 30 Millionen Illegale im Land leben, die den Staat jährlich mehr als 100 Milliarden Dollar kosteten, wird von Experten als „Unsinn“ bewertet.

Trumps Rede in Phoenix stand in krassem Gegensatz zu seinem Besuch kurz zuvor bei Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto. Der US-Gast lobte dabei die „atemberaubend erfolgreichen“ Mexikaner in den USA und nannte Nieto seinen „Freund“. Sein Kernthema, eine 2000 Meilen lange Grenzmauer zu Mexiko und deren Finanzierung, habe er ausgespart, sagte Trump. Worauf Nieto korrigierte: „Ich habe Donald Trump klargemacht, dass Mexiko nicht für die Mauer zahlen wird.“ Stunden später in Phoenix legte Trump nach: „Sie wissen noch nichts davon, aber sie werden für die Mauer bezahlen. Hundertprozentig.“