Frankfurt/Main. Der erneute Wahlerfolg des US-Präsidenten sorgt nicht nur in den Vereinigten Staaten für Euphorie. Auch hierzulande feiern Obama-Anhänger ausgelassen.

Für die Kameras ballt Dennis Phillips gerne noch einmal die Faust. «That's it!», jubelt er in die Objektive und fällt seinen aufgesprungenen Sitznachbarn in die Arme. Das T-Shirt des alten und in diesem Moment auch neuen US-Präsidenten trägt Phillips jetzt mit besonders Stolz geschwellter Brust unter seinem dunklen Sakko. Barack Obama hat gerade die Wahl gewonnen und sorgt damit auch außerhalb der USA für Freude und ausgelassene Stimmung.

Phillips hat den Wahlkrimi im Frankfurter English Theatre auf einer Großbildleinwand verfolgt. Der amerikanische Generalkonsul hatte eingeladen und mehrere Hundert Besucher waren gekommen. Wer eine Einladung hatte und die umfangreiche Sicherheitskontrolle am Eingang überstand, konnte sich mit Kaffee und Brownies durch die lange Wahlnacht kämpfen.

Vor allem die Fans des ersten schwarzen US-Präsidenten kamen zur «Election Party» in die Frankfurter Innenstadt. Auch Phillips ist Obama-Anhänger. Als Vorsitzender der Democrats abroad, der Auslandssektion der US-Demokraten in Frankfurt, hat der 69-Jährige sogar einen kleinen Anteil am Erfolg. Tausende Wähler haben beide großen amerikanischen Parteien in Deutschland in den letzten Monaten angesprochen. Adressen und Telefonnummern recherchieren, Anrufe, Besuche, Info-Veranstaltungen. Der Aufwand, den Demokraten und Republikaner auch im Ausland getrieben haben, war groß.

Aber abgerechnet wird zum Schluss. Zwar haben sich die Reihen im Auditorium des Theaters bereits deutlich gelichtet, als es gegen fünf Uhr morgens deutscher Zeit in die heiße Phase der Auszählung geht. Aber zwischen amerikanischen Flaggen, blauen und roten Luftballons und Girlanden warten auch jetzt noch immer etwas mehr als Hundert Gäste auf die Ergebnisse. Jede Prognose, jede Hochrechnung die Obama vorne sieht wird frenetisch gefeiert.

«Es wird verdammt eng», hatte Thomas Leiser, der Deutschlandchef der Republicans abroad am Abend vorausgesagt. Da war er noch optimistisch. Doch mit jeder neuen Prognose für Obama rutschte er immer tiefer in seinen roten Theatersitz. Als das demokratische Lager gegen halb sechs in Jubel ausbricht, bleibt Leiser sachlich. «Natürlich bin ich enttäuscht. Aber es hätte auch anders ausgehen können», sagt er und beginnt sofort mit der Deutung des Wahlergebnisses. «Mitt Romney hat es zwar nicht geschafft, aber Obama hat ein klares Signal von den Wählern bekommen, dass sie unzufrieden mit seiner Wirtschaftspolitik sind. Da wird er jetzt etwas ändern müssen.»

Dass Dennis Philipps und seine Parteifreunde schon so früh am Morgen die Arme in die Luft reißen können, damit hatten selbst die Optimisten unter ihnen nicht gerechnet. Aber Phillips bleibt im Siegestaumel fair. «Good fight», sagt er anerkennend zu seinem republikanischen Kontrahenten. Guter Kampf. Jetzt gehe es aber erst mal ins Bett. Die Frankfurter Democrats abroad wollen zwar noch ausgiebig ihren Sieg feiern, aber erst am Freitag, wenn sie sich von den Strapazen der Wahlnacht erholt haben. (dpa)

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