Vechelde. Bei der millionenschweren Erweiterung in Vechelde ist die Bauzeit außergewöhnlich, auch die Kosten sind im Rahmen geblieben.

Der Worte sind genug gewechselt: In der Einweihungsfeier zur Erweiterung des landkreiseigenen Vechelder Gymnasiums schienen die (nur) drei Redner nach diesem Motto zu verfahren, denn sie halten ihre Wortbeiträge – erstaunlich für so ein Millionenvorhaben – auffällig kurz. Umso länger darf die Schulband – zur Freude der geladenen Gäste in der Aula – ihr Können unter Beweis stellen. Doch bei diesem dreigeschossigen Anbau gibt es (mindestens) noch eine weitere Besonderheit: die Bauzeit.

Sorgt für den guten Ton bei der Einweihungsfeier für den Anbau an das Gymnasium: die Schulband. 
Sorgt für den guten Ton bei der Einweihungsfeier für den Anbau an das Gymnasium: die Schulband.  © FMN | Harald Meyer

Der Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) oder die Elbphilharmonie in Hamburg – diese beiden (monströsen) Projekte stehen für enorm lange Bauzeiten aufgrund von Verzögerungen. Nichts davon hingegen beim Gymnasium-Anbau in Vechelde: 16 Monate – das hebt Landrat Henning Heiß in seiner Festrede hervor – habe die Bauzeit betragen. Nur 16 Monate, denn die Einweihung jetzt im Mai sei etwa drei Monate früher möglich als geplant auch dank der Baufirma aus Wolfenbüttel. Kathrin Mürmann, Leiterin des Vechelder Gymnasiums, setzt hinzu, eigentlich sei die Bauzeit sogar noch kürzer gewesen, denn „wir haben den Anbau bereits vor der Einweihung einige Zeit nutzen können“. In der Tat gibt der Landkreis als Schulträger als Zeitplan heraus: Baubeginn für die Erweiterung im Januar 2023, Grundsteinlegung Mitte März und Richtfest im Juni des gleichen Jahres, Fertigstellung im April dieses Jahres. Zugleich hebt Heiß mit Blick auf 75 Jahre Grundgesetz die Wichtigkeit von Bildung hervor: Gefragt sei vielleicht mehr denn je, sich für die Demokratie einzusetzen und für sie zu kämpfen – in dem Zusammenhang leiste Bildung/Schulbildung eine wichtige Aufgabe.

Schulanbau – G9 ist der Grund

Notwendig ist der Anbau in westliche Richtung entlang der Berliner Straße wegen der von der Landesregierung beschlossenen Umstellung von G 8 (acht Jahre auf dem Gymnasium bis zum Abitur) auf G 9 (neun Jahre), denn damit einhergegangen ist auch eine Zunahme an Schülern (auf rund 1000) und damit ein erhöhter Raumbedarf (sowohl für allgemeine Unterrichtsräume, als auch für Fachräume). Michael Schrader, Leiter des Kreis-Immobilienwirtschaftsbetriebs, spricht gar selbstkritisch von einem „Planungsfehler“, als das Gymnasium 2004 aus dem ehemaligen Gebäude der Orientierungsstufe (OS) entstanden ist – doch damals ist eben noch G8 angesagt gewesen.

Anbau ans Gymnasium Vechelde in Zahlen

Der dreigeschossige Anbau an das Gymnasium Vechelde umfasst: sieben allgemeine Unterrichtsräumen, vier Gruppenräume, vier Fachunterrichtsräume und einen separaten eingeschossigen Anbau für einen Musikraum. Zudem sind drei Fachunterrichtsräume im Altbau umgebaut worden. Der Anbau verfügt über rund 1484 Quadratmeter Nutzungsfläche; der Umbau im Altgebäude umfasst etwa 225 Quadratmeter. Kosten von 8,6 Millionen Euro schlagen für den Landkreis zu Buche, davon als reine Bauleistungen etwa 7,5 Millionen Euro

Blick in einen der Unterrichtsräume im Anbau an das Vechelder Gymnasium. 
Blick in einen der Unterrichtsräume im Anbau an das Vechelder Gymnasium.  © FMN | Harald Meyer

Zu Beginn der Bauzeit für die Erweiterung „haben wir noch praktisch täglich den Baufortschritt gesehen“, berichtet Kathrin Mürmann fasziniert. Zum Ende hin habe es aber augenscheinlich „länger gedauert – am längsten hat gefühlt die Bepflanzung des Schulhofs gedauert“, möglicherweise aufgrund von Lieferschwierigkeiten. Bei der Ortsbesichtigung hakt Schrader hier ein und versichert, auf dem Innenhof am Erweiterungsbau fehle noch ein „größerer Baum“. Trotz des Lobs an alle Beteiligten hofft die Schulleiterin jedoch, in ihrem Berufsleben „keinen Erweiterungsbau II mehr erleben zu müssen – das wäre völlig in Ordnung“. Allerdings sagt sie auch: Zum Schuljahr 2024/25 werde das Gymnasium Vechelde erstmals sechs fünfte Klassen haben. Und die Direktorin appelliert daran, die nächsten Schritte in der Schule bei der Digitalisierung zu gehen – da gebe es „ein wenig nachzuholen“.

Schulanbau – Unterrichtsräume ohne Waschbecken

Dieser erste Erweiterungsbau schließt sich nahtlos – auch was die Steine/Baumaterialien angelangt – an den Altbau an: Schrader spricht das Platzproblem rund um das Gymnasium an; und so befindet sich der Anbau auch dort, wo nach ersten Planungen die Mensa stehen sollte – sie ist aber auf einen anderen Standort an der Berliner Straße gewandert, weil in dem Gebäude noch die Kreisbücherei unterzubringen war. In den Klassenräumen fehlen nicht nur „grüne Tafeln“ (stattdessen Digitalisierung), sondern auch Waschbecken: Letzteres erklärt Schrader mit „hygienischen Gründen“ und damit, auf Zapfanlagen für Trinkwasser zu setzen, um so den Wasserverbrauch zu verringern.

Der Anbau an das Gymnasium Vechelde – von außen betrachtet.
Der Anbau an das Gymnasium Vechelde – von außen betrachtet. © FMN | Harald Meyer

Vecheldes Bürgermeister Tobias Grünert dankt dem Landkreis für den barrierefreien Schulanbau und hebt hervor, „alle Schulformen – die Betonung liegt auf alle – haben ihre Daseinsberechtigung, wir brauchen sie alle“. Außer dem Gymnasium hebt der Verwaltungschef die Grundschule in Vechelde hervor, für die die Gemeinde als Schulträgerin einen Erweiterungsbau erstellt, und die Realschule, für die der Landkreis als Träger einen Neubau errichten will.

Schulanbau – kein Wort mehr über Klassencontainer

Negative Töne jedenfalls sind an diesem Einweihungstag nicht zu hören: nichts über die acht Klassencontainer, die das Gymnasium bis zur Fertigstellung der Erweiterung nutzen musste, und auch nichts über die Klagen der Anlieger der Berliner Straße über den Baulärm beim Schulanbau und die Baufahrzeuge – in dem Bereich will der Landkreis im Übrigen nun noch eine Sporthalle bauen lassen (Fertigstellung für Mai 2025 vorgesehen).

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