Berlin. Im ICE der Zukunft will die Bahn mehr Privatsphäre schaffen. Die Reservierung erinnert an die Unart deutscher Touristen.

In den Gängen sitzende Reisende der Deutschen Bahn, über die man steigen muss. Ein Sitznachbar, dessen Musikgeschmack man nach der Zugfahrt genau kennt aber nicht unbedingt mag. Oder überforderte Eltern, dessen Erziehungsmethoden offenbar völlig ins Leere laufen. Eine Fahrt mit der Deutschen Bahn kann anstrengend sein. Gerade wenn die Züge sehr voll sind, wünscht man sich oft einen Raum, in dem man seine Ruhe hat.

Deutsche Bahn: Zweierabteil für mehr Privatsphäre

Diese Bedürfnisse sind offenbar auch bei der angekommen. So präsentiert der Konzern derzeit auf der eigenen Hausmesse „Mobilität erleben“ den „ICE der Zukunft“. Eine der Neuerungen für das Reisen in der Zukunft sei ein Zweierabteil für mehr Privatsphäre.

Mitarbeiterinnen der Deutschen Bahn im neuen Zweierabteil im ICE.
Mitarbeiterinnen der Deutschen Bahn im neuen Zweierabteil im ICE. © dpa | Annette Riedl

Der Sitzplatz sei für deutlich mehr Privatsphäre konzipiert, heißt es von der Bahn. So sei man auch durch Türen mit Milchglasfenstern vor ungewollten Blicken geschützt. „Wer sich in das Modell des ICE-Zweierabteils setzt, erahnt schon jetzt, wie sich Bahnfahren bald anfühlen kann“, erklärt Bahn-Vorstand Michael Peterson.

Ob oder in welcher Art und Weise die Abteile eingeführt würden, werde später entschieden, sagte ein Sprecher am Mittwoch. Genauere Angaben zum Zeitpunkt machte er nicht.

Sitzplatz reservieren bei der Deutschen Bahn: „Digitales Handtuch“ als neue Methode

Michael Peterson, Vorstand Personenfernverkehr der Deutschen Bahn im Modell eines Zweierabteils.
Michael Peterson, Vorstand Personenfernverkehr der Deutschen Bahn im Modell eines Zweierabteils. © Deutsche Bahn AG | Tobias Holzer

In dem neuen ICE sollen sich Reisende dann auch mit einer Echtzeit-Belegtanzeige ihren Sitzplatz mit einem „digitalen Handtuch“ während der gesamten Fahrt sichern können. Egal, ob mit oder ohne Sitzplatzreservierung, werde nach erfolgtem Komfort Check-In in der Reservierungsanzeige am Sitz künftig „Belegt bis Zielbahnhof“ angezeigt. Die Echtzeit-Belegtanzeige komme in ersten Baureihen erstmals im Sommer 2024 zum Einsatz.

Die Bahn denkt seit Jahren darüber nach, ihre Waggons wieder stärker zu untergliedern. Sollte sie sich dafür entscheiden, wäre das eine Trendwende. Seit Jahrzehnten verabschiedet sich das Unternehmen mit jeder neuen Zuggeneration weiter vom Abteil. Stattdessen gibt es offene Sitzreihen in Großraumwagen. Hatten die ersten ICE noch knapp ein Drittel Abteilplätze, gibt es diese im aktuellen Flaggschiff ICE 4 nur noch für Familien mit Kleinkindern.

Interaktive Bahn-Karte: So ist Deutschlands Schienennetz geschrumpft

Auf- und Rückbau des deutschen Schienennetzes von 1835 bis heute
Auf- und Rückbau des deutschen Schienennetzes von 1835 bis heute © Interaktiv-Team

Das deutsche Schienennetz hat die besten Zeiten hinter sich. Mitte der 50er-Jahre war es noch 14.000 Kilometer länger als heute. Wo Züge rollen und wo es einmal Bahnverbindungen gab – Jahr für Jahr von 1835 bis heute.