Berlin. Wissenschaftler staunen über ein altes, konserviertes Dorf im Osten Englands. Ohne einen verheerenden Brand wäre das nicht möglich.

Vor knapp 3.000 Jahren geriet in England ein Dorf in Brand – und lässts ich deshalb heute bis ins kleinste Detail von Archäologen untersuchen. Die Gebäude der Siedlung mit dem Namen Must Farm versanken in der Bronzezeit durch das Feuer in einem Flussbett, wo sie durch den sauerstoffarmen Schlamm für tausende Jahre konserviert wurden.

Die Ortschaft liegt in der Nähe des heutigen Städtchens Whittlesey im Osten Englands, gleich neben der Stadt Peterborough mit ihrer berühmten Kathedrale. Die ersten Anzeichen von Must Farm wurden im Jahr 1999 vom örtlichen Archäologen Martin Redding entdeckt, der Hausstümpfe in einem alten Steinbruch sah, die ihn an die Bronzezeit erinnerten. Nach der langjährigen Ausgrabung präsentierte ein Forscherteam nun die vollständige Analyse des Ortes in einem Bericht des McDonald Instituts für archäologische Forschung von der Universität Cambridge.

Archäologie: Feuer konserviert Siedlung mit großer Menge an Details

„Das Feuer mag für die Bewohner eine Katastrophe gewesen sein, aber für die Archäologen ist es ein Segen, eine einzigartige Momentaufnahme des Lebens in der Bronzezeit“, sagte der Archäologe Mike Parker Pearson zu CNN.

Die Forscher konnten durch den exzellenten Zusatnd des Dorfes eine detailreiche Analyse vornehmen.
Die Forscher konnten durch den exzellenten Zusatnd des Dorfes eine detailreiche Analyse vornehmen. © picture alliance / dpa | Historic England

Die Analyse zeigt, dass das Feuer die Bewohner nicht mal ein Jahr nach der Fertigstellung der Häuser im 9. Jahrhundert v. Chr. überraschte. Die Bewohner verließen ihre Häuser offenbar übereilt und ließen viele Dinge mitten im Gebrauch zurück.

Selbst nicht endgültig verzehrte Mahlzeiten waren in den Häusern zu finden

Die Forscher fanden so zum Beispiel die Überbleibsel hinterlassener Tiere und selbst nicht ganz aufgegessene Mahlzeiten. Die konservierten Speisereste in den Schüsseln legen nahe, dass die Menschen damals mit Honig glasiertes Wildbret und einen mit Fleischsaft angereicherten Weizenbrei gegessen haben.

Die Wissenschaftler entdeckten insgesamt vier hölzerne Rundhäuser sowie ein quadratisches Eingangsgebäude. Die Häuser standen über einem Flusskanal auf Stelzen, die Dächer Dächer waren mit Torf und Lehm gedeckt und bestanden grundsätzlich aus Stroh. „Diese Menschen waren selbstbewusste und versierte Bauherren. Sie hatten ein Design, das sich hervorragend für eine zunehmend versunkene Landschaft eignete“, erklärt Mark Knight, Projektleiter an der Universität Cambridge und Co-Autor des Berichts.

Sogar Glasperlen aus dem Iran wurden in dem englischen Dorf gefunden

Die Archäologen fanden in den Häusern zahlreiche alltägliche Gegenstände der Menschen. Dazu gehörten:

  • über 180 Fasern und Textilien wie Stoffe, Garne und geknüpfte Netze
  • 160 Artefakte aus Holz wie Möbel und Behälter
  • 120 Gefäße aus Keramik
  • 90 Gegenstände aus Metall
  • mindestens 80 Perlen

Einige dieser Gegenstände hatten sogar eine weite Reise hinter sich: So kamen etwa Glasperlen aus dem Iran und ein bronzener Eimer aus Irland.

Diese außergewöhnlich hohe Zahl an Fundstücken entzückte die Forscher und ist für Entdeckungen aus der Bronzezeit sehr besonders. Außerdem analysierten die Forscher noch, dass die Gebäude in unterschiedliche Funktionsbereiche aufgeteilt waren. Es gab eine eigene Küche, ein Schlafzimmer, ein Lager für Werkzeuge, ein Raum für Textilarbeiten und einen Bereich, in dem Lämmer gehalten wurden.

Co-Autor Chris Wakefield sagt gegenüber der Zeitschrift New Scientist bilanzierend: „So ziemlich alles, was sich zur Zeit des Feuers in den Häusern dieser Menschen befand, ist erhalten geblieben und kann fast 3.000 Jahre später gefunden werden.“