Berlin. Elon Musk greift auf Twitter heftig den jüdischen Milliardär George Soros an. Dieser hasse die Menschheit, twitterte der Tesla-Chef.
Als Eigentümer von Twitter hat Elon Musk auf seiner eigenen Plattform wenig zu befürchten. Seine Ausfälle gegen Kritiker sind berüchtigt. In einem neuen Tweet greift er nun seinen amerikanisch-ungarischen Milliardärs-Kollegen George Soros scharf an.
Soros erinnere Musk an "Magneto", einen jüdischen Superschurken aus dem Comic-Universum Marvel. Problematisch: George Soros wird aufgrund seiner jüdischen Wurzeln und als Gründer philanthropischer Stiftungen immer wieder in antisemitischen Verschwörungserzählungen angegriffen.
Für seinen Tweet erntete Musk viel Zustimmung, allerdings auch heftige Kritik. So weist der Journalist Brian Krassenstein in einem Kommentar daraufhin, dass Soros genau wie die Figur "Magneto" den Holocaust überlebt habe und ihn das tief in seiner Weltsicht geprägt habe. "Soros ... wird ununterbrochen angegriffen für seine guten Absichten, von denen manche Amerikaner nur schlecht denken, weil sie nicht seinen politischen Einstellungen zustimmen."
Die Antwort von Elon Musk fällt extrem aus: "Du nimmst an, das seien gute Absichten. Sind sie nicht. Er will die Grundlage der Zivilisation zerstören. Soros hasst die Menschheit." Eine schockierte Nutzerin nennt Musk daraufhin einen "antisemitischen Faschisten".
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Elon Musk: George Soros verkaufte vor Musk-Tweet seine Tesla-Aktien
Hintergrund der Musk-Tirade gegen den 92-jährigen Soros könnte ein Börsendeal der Familie des Investmentbankers gewesen sein. Die Soros-Familie veräußerte im ersten Quartal des Jahres ihre gesamten beträchtlichen Börsen-Anteile an Tesla. Musk hat das anscheinend wenig gefallen. Es könnte negative wirtschaftliche Auswirkungen auf sein Unternehmen haben.
Viele Anhänger Donald Trumps zeigten sich in den Kommentaren offen erfreut über Musks feindliche Haltung gegenüber Soros. Seitdem er Twitter im Oktober 2022 übernommen hatte, war es sein erklärtes Ziel, eine Plattform für "unzensierte Meinungsäußerung" zu schaffen. Er sah sich zuvor eingeschränkt von den vielen Richtlinien, die gegen Hetze und Hass aufgestellt wurden.
Nachdem er Twitter übernommen hatte, häuften sich die Fälle von Antisemitismus auf der Plattform. Das Resultat seiner Lockerung der Regeln war laut einer Studie die Verdoppelung antisemitischer Tweets während Musks Zeit als Twitter-Chef.
Viele Nutzer, die sich antisemitisch oder rassistisch geäußert hatten und deswegen gebannt wurden, durften wieder tweeten. Mehr als 100 jüdische Organisationen wandten sich daraufhin in einem offenen Brief mit der Bitte an ihn, konsequenter gegen Antisemitismus auf Twitter vorzugehen, bisher weitgehend erfolglos.
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Verschwörungserzählung um George Soros: Die alte Geschichte von der jüdischen Weltherrschaft
Investmentbanker George Soros spendet ein Großteil seines Vermögens an seine Stiftungen wie die "Open Society Foundations", die sich weltweit für eine "offene Gesellschaft" einsetzt. Mehr als 32 Milliarden des Privatvermögens Soros gingen bisher nach eigenen Angaben an Projekte, die Werte wie Menschenrechte, Demokratie und Gerechtigkeit fördern wollen. Diese Ziele seiner Philantropie machen ihn weltweit zum Feind vieler rechtspopulistischer Bewegungen.
In seinem Herkunftsland Ungarn wurde George Soros sogar von Viktor Orban zum "Staatsfeind Nummer eins" erklärt. Soros Engagement für liberale Werte sei angeblich nur Teil einer großen Verschwörung, mithilfe derer Migranten die Bevölkerung in Ungarn und Europa ersetzen sollen.
Auch während der Corona-Pandemie unterstellte man Soros wie Bill Gates, die Pandemie für eigene Weltherrschaftspläne zu nutzen. In den USA ist der Name Soros für die extreme Rechte zum Synonym für dunkle Kräfte geworden, die auf die Vernichtung alles Amerikanischen hinarbeiten würden. Dieser Kontext müsste Elon Musk bewusst sein, gilt er doch als Sympathisant der amerikanischen Rechten. (os)
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