Los Angeles. Immer neue Vorwürfe der sexuellen Belästigung werden gegen „House of Cards“-Star Kevin Spacey laut. Nun zieht Netflix die Konsequenzen.

Nach immer neuen Vorwürfen der sexuellen Belästigung gegen Kevin Spacey hat sich die Produktionsfirma von Netflix von dem Schauspieler getrennt. Am Freitagabend (Ortszeit) wurde er von der weiteren Mitarbeit an der Netflix-Serie „House of Cards“ ausgeschlossen.

„Netflix wird an keiner weiteren Produktion von ,House of Cards’ beteiligt sein, bei der Kevin Spacey dabei ist“, hieß es in der von US-Medien zitierten Mitteilung des Streamingdienstes. Man wolle weiter mit der Produktionsfirma Media Rights Capital (MRC) über die Zukunft der Serie nachdenken. Dreharbeiten für die sechste Staffel der Serie liegen derzeit auf Eis.

Kevin Spacey ist suspendiert

MRC untersuche weiter die Vorwürfe gegen Spacey, zitierte CNN die Produktionsfirma. Der Schauspieler sei mit sofortiger Wirkung suspendiert. Acht ehemalige und aktuelle Mitarbeiter von „House of Cards“ hatten über sexuelle Belästigungen durch Hauptdarsteller Spacey gesprochen. In der erfolgreichen Politserie, die mit der kommenden sechsten Staffel enden soll, spielt Spacey den rücksichtslosen US-Präsidenten Frank Underwood.

Es war ein vergiftetes Umfeld für junge Männer in Reihen der Crew, des Besetzung und der Statisten, die mit ihm zu tun hatten“, sagte ein ehemaliger Produktionsassistent am Donnerstag (Ortszeit) dem TV-Sender CNN.

Serie „House of Cards“ wird bald eingestellt

„Kevin hatte wenig bis gar keine Skrupel, seinen Status und seine Position auszunutzen.“ Männer hätten aus Angst, ihren Job zu verlieren, geschwiegen, sagten Crewmitglieder. Oscar-Preisträger Spacey selbst äußerte sich zu den neuen Vorwürfen zunächst nicht.

Die Suspendierung ändert nichts an der Entscheidung, die bereits Ende Oktober bekannt geworden war. Netflix wird die Erfolgsserie „House of Cards“ nach der sechsten Staffel einstellen. Damals hieß es, die Entscheidung über das Serien-Aus sei bereits vor Monaten gefallen.

Netflix wird den Film „Gore“ nicht veröffentlichen

Netflix kündigte zudem an, man werde auch den von Spacey (58) produzierten Film „Gore“, in dem er selbst die Rolle des Autoren Gore Vidal spielt, nicht veröffentlichen. Am Donnerstag trennten sich auch Spaceys Sprecherin und seine Agentur von ihm.

Angefangen hatte alles mit Vorwürfen des Schauspielers Anthony Rapp (46, „Star Trek: Discovery“), der über sexuelle Übergriffe durch Spacey berichtet hatte. Spacey habe sich in therapeutische Behandlung begeben, erklärte eine Sprecherin am Mittwoch.

Auch Scotland Yard ermittelt gegen Spacey

Der britische „Guardian“ berichtete auch von Ermittlungen in London.

Yard bestätigte die Ermittlungen auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, nannte aber keinen Namen. Es gehe um Vorwürfe aus dem Jahr 2008. Spacey war zu der Zeit Direktor des Old Vic Theatre in Lambeth.

Spacey ist einer von mehreren Hollywood-Stars, die sich derzeit mit Vorwürfen der sexuellen Belästigung und des Missbrauchs konfrontiert sehen. Auch gegen den Hollywood-Mogul Harvey Weinstein kamen neue Anschuldigungen ans Licht. Die Schauspielerin Paz de la Huerta („Boardwalk Empire“) sagte dem TV-Sender CBS, dass Weinstein sie 2010 zweimal vergewaltigt habe. Die New Yorker Polizei bestätigte, dass die Vorfälle untersucht würden. Bei früheren Vorwürfen hatte Weinstein nicht-einvernehmlichen Sex bestritten. (dpa/jkali)