Elmshorn. Mögliche AfD-Anhänger statten kurz nach der Wahl einer Asylunterkunft einen Drohbesuch ab. Der Vorfall bei Hamburg schlägt hohe Wellen.

Sechs Männer, die mit zwei Autos an einer Asylunterkunft vorfahren, Bewohner beleidigen, von „Abfackeln“ sprechen und aus dem Auto heraus AfD-Fahnen schwenken: Nach diesem Vorfall in Elmshorn nördlich von Hamburg wird die dortige Asylbewerberunterkunft nun besonders gesichert. Der Vorfall hat sich am Tag nach der Bundestagswahl zugetragen, am Mittwoch war er bereits Thema im Landtag. Schleswig-Holsteins Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU) sprach von „konkreten Schutzmaßnahmen“. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.

Zeugin des Vorfalls war eine als Betreuerin tätige Mitarbeiterin der Johanniter, die Betreiber der Gemeinschaftsunterkunft ist. Am Montag gegen Mittag waren demnach zwei ältere Autos vor der Unterkunft vorgefahren, möglicherweise ein Polo und ein BMW. In dem einen Fahrzeug demnach zwei, im anderen vier Männer.

Polizei erst verspätet alarmiert

In Elmshorn wird ein ehemaliges Gebäude der Post als Asylbewerberunterkunft genutzt (Archivbild).
In Elmshorn wird ein ehemaliges Gebäude der Post als Asylbewerberunterkunft genutzt (Archivbild). © Anne Dewitz / HA | Anne Dewitz / HA

Die Betreuerin spricht der Polizei zufolge davon, dass durch die heruntergelassenen Scheiben dann AfD-Fahnen geschwenkt und massive Drohungen und Beleidigungen gegen Flüchtlinge ausgestoßen worden seien. Diese seien ihn Deutschland nicht mehr willkommen und müssten das Land verlassen. Gefallen sei auch der Satz „Wir fackeln euch alle ab.“

Durch eine Kommunikationspanne sei die Polizei erst eingetroffen, als die Täter längst geflüchtet waren, erklärte der Innenminister. Hinweise auf die Täter gebe es nicht. Die Betreuerin der Johanniter habe sofort versucht, den für die Einrichtung zuständigen Verbindungsbeamten des Elmshorner Polizeireviers zu alarmieren. Dieser sei jedoch nicht erreichbar gewesen. In der Folge sei erst 90 Minuten später der Anruf auf der Wache eingegangen. Laut Grote wollen Polizei und Unterkunft die Kommunikationspanne aufarbeiten.

Dem Innenminister zufolge ist die Unterkunft von 32 männlichen, alleinstehenden Flüchtlingen bewohnt. (law)

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