London. Zwei Verdächtige sind wegen der Explosion in einer Londoner U-Bahn in Gewahrsam. Wohnungen wurden durchsucht. Doch wer sind die Männer?

Auch nach der Rücknahme der höchsten Terrorwarnstufe werden die Ermittlungen zum Londoner U-Bahn-Anschlag mit Hochdruck fortgesetzt. Das sagte der britische Terror-Chefermittler, Mark Rowley, am Sonntag bei einer Pressekonferenz in London. Auch die erhöhte Präsenz von Sicherheitskräften werde zu Beginn der Woche noch aufrechterhalten.

Zwei Verdächtige waren im Zusammenhang mit dem Anschlag mit 30 Verletzten festgenommen worden.

Zuvor hatte die Polizei einen 18-jährigen Mann im Ausreisebereich des Hafens von Dover gestellt. Beiden Festnahmen folgten Wohnungsdurchsuchungen. Sie dauerten Scotland Yard zufolge auch am Sonntagabend noch an.

„Sehr bedeutende“ Festnahmen

Bei dem Anschlag am Freitag in London war eine selbstgebaute Bombe in einer voll besetzten U-Bahn nahe der oberirdischen Haltestelle Parsons Green explodiert. Durch den Feuerball und anschließendes Gedränge wurden 30 Menschen verletzt, ein Opfer war am Sonntag noch im Krankenhaus.

Explosion in Londoner U-Bahn

Bei einem Terroranschlag auf einen voll besetzten U-Bahn-Zug in London sind mindestens 29 Menschen verletzt worden. Sie wurden ins Krankenhaus gebracht, keines der Opfer war nach Angaben des Rettungsdienstes schwer oder lebensgefährlich verletzt.
Bei einem Terroranschlag auf einen voll besetzten U-Bahn-Zug in London sind mindestens 29 Menschen verletzt worden. Sie wurden ins Krankenhaus gebracht, keines der Opfer war nach Angaben des Rettungsdienstes schwer oder lebensgefährlich verletzt. © REUTERS | KEVIN COOMBS
Die Explosion in dem Londoner U-Bahn-Zug sei durch eine selbstgebaute Bombe verursacht worden, teilte der Chef der Anti-Terror-Einheit der Londoner Polizei, Mark Rowley, mit.
Die Explosion in dem Londoner U-Bahn-Zug sei durch eine selbstgebaute Bombe verursacht worden, teilte der Chef der Anti-Terror-Einheit der Londoner Polizei, Mark Rowley, mit. © REUTERS | KEVIN COOMBS
Augenzeugen sprachen von einem lauten Knall und einer „Feuerwand“, die sich in dem Waggon ausgebreitet habe. Die Menschen seien in Panik aus der U-Bahn-Station geflohen. Die Detonation ereignete sich gegen 8.20 Uhr Ortszeit (9.20 Uhr MESZ), mitten im morgendlichen Berufsverkehr.
Augenzeugen sprachen von einem lauten Knall und einer „Feuerwand“, die sich in dem Waggon ausgebreitet habe. Die Menschen seien in Panik aus der U-Bahn-Station geflohen. Die Detonation ereignete sich gegen 8.20 Uhr Ortszeit (9.20 Uhr MESZ), mitten im morgendlichen Berufsverkehr. © REUTERS | KEVIN COOMBS
Premierministerin Theresa May berief den nationalen Krisenstab ein. Außenminister Boris Johnson rief die Briten auf, Ruhe zu bewahren.
Premierministerin Theresa May berief den nationalen Krisenstab ein. Außenminister Boris Johnson rief die Briten auf, Ruhe zu bewahren. © REUTERS | HANNAH MCKAY
In sozialen Medien kursierte ein Bild von einem weißen Eimer in einer Supermarkt-Tüte, der eine kleine Explosion ausgelöst haben soll. Aus dem Eimer hingen Drähte.
In sozialen Medien kursierte ein Bild von einem weißen Eimer in einer Supermarkt-Tüte, der eine kleine Explosion ausgelöst haben soll. Aus dem Eimer hingen Drähte. © REUTERS | SOCIAL MEDIA
Die Londoner Feuerwehr rief via Twitter Zeugen dazu auf, alles zu melden, was auf eine terroristische Bedrohung hindeuten könnte.
Die Londoner Feuerwehr rief via Twitter Zeugen dazu auf, alles zu melden, was auf eine terroristische Bedrohung hindeuten könnte. © REUTERS | KEVIN COOMBS
Die Feuerwehr teilte mit, sie sei mit 50 Mann im Einsatz.
Die Feuerwehr teilte mit, sie sei mit 50 Mann im Einsatz. © Getty Images | Chris J Ratcliffe
Die oberirdische Metro-Haltestelle Parsons Green wurde weiträumig gesperrt.
Die oberirdische Metro-Haltestelle Parsons Green wurde weiträumig gesperrt. © REUTERS | KEVIN COOMBS
In London herrscht eine hohe Terrorwarnstufe, bei Terrorattacken in diesem Jahr sind bereits 36 Menschen getötet worden.
In London herrscht eine hohe Terrorwarnstufe, bei Terrorattacken in diesem Jahr sind bereits 36 Menschen getötet worden. © REUTERS | HANNAH MCKAY
Am Freitagabend reklamierte der IS den Anschlag für sich. Damit ist es bereits der vierte in diesem Jahr in der britischen Hauptstadt und der fünfte in Großbritannien.
Am Freitagabend reklamierte der IS den Anschlag für sich. Damit ist es bereits der vierte in diesem Jahr in der britischen Hauptstadt und der fünfte in Großbritannien. © REUTERS | HANNAH MCKAY
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Welche Rolle die beiden Verdächtigen bei dem Attentat gespielt haben könnten, war zunächst unklar. Innenministerin Amber Rudd hatte die Festnahme des 18-jährigen Mannes als „sehr bedeutend“ bezeichnet. Britische Medien spekulierten, er stehe im Verdacht, die Bombe in der U-Bahn abgelegt zu haben.

Keine Hinweise auf IS

Im Zusammenhang mit seiner Festnahme wurde ein Reihenhaus in Sunbury-on-Thames in der Grafschaft Surrey im Südwesten Londons durchsucht. Nach Medienberichten soll dort ein älteres Ehepaar leben, das immer wieder Kinder und Jugendliche in Pflege genommen hat.

Die Polizei durchsuchte am Wochenende Wohnungen im Stadtteil Surrey.
Die Polizei durchsuchte am Wochenende Wohnungen im Stadtteil Surrey. © REUTERS | PETER NICHOLLS

Auch der 18-jährige Verdächtige soll nach BBC-Angaben dort gewohnt haben. Scotland Yard wollte das auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur nicht kommentieren. Am Sonntag wurde eine zweite Wohnung durchsucht, sie befindet sich einer Mitteilung der Polizei zufolge ebenfalls in Surrey, in der Ortschaft Stanwell nahe dem Flughafen Heathrow.

Zurückhaltend äußerte sich Innenministerin Rudd zu der Frage, ob tatsächlich die IS-Terrormiliz hinter dem Anschlag steckt. Ein entsprechendes Bekennerschreiben kursierte im Internet. „Wir haben noch keine Hinweise, die das nahelegen“, sagte Rudd. (dpa)

Feuer in Londoner U-Bahn: Polizei behandelt es als Terror

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