Stockholm. Sie gilt als ältester Flüchtling der Welt – und bekommt kein Asyl in Schweden. Bibihal Uzbeki (106) aus Kunduz soll wieder ausreisen.

Bibihal Uzbeki muss hoffen, dass die Mühlen der Justiz langsam mahlen: Sie ist 106 Jahre alt, lebt seit Herbst 2015 in Schweden – und ihr Asylantrag ist nach Berichten schwedischer Medien abgelehnt worden. Vor ihrem Asylantrag hatte die Greisin eine 8000 Kilometer lange Reise auf dem Landweg zurückgelegt, über weite Teile getragen von Angehörigen.

Wie das Portal Blankspot.se meldet, ist ihr Asylantrag im Juni abgelehnt worden. Sie soll in ihr Heimatland zurückkehren oder ein anderes Land finden, das sie aufnimmt. Das könnte Griechenland sein, wo die Frau die EU erreicht hat. Das Land nimmt vereinzelt wieder Flüchtlinge zurück. Dem Bericht zufolge hat ihr Anwalt Widerspruch gegen die Asylentscheidung eingelegt, der Fall wird vor einem Verwaltungsgericht landen.

In 20 Tagen von Afghanistan nach Kroatien

Bibihal Uzbeki fiel im Oktober 2015 Fotografen in einem Flüchtlingslager in Kroatien auf. Mit Hilfe ihrer Familie hatte sie beschwerliche Reise aus Afghanistan nach Schweden geschafft.
Bibihal Uzbeki fiel im Oktober 2015 Fotografen in einem Flüchtlingslager in Kroatien auf. Mit Hilfe ihrer Familie hatte sie beschwerliche Reise aus Afghanistan nach Schweden geschafft. © imago/Pixsell | imago stock&people

Innerhalb von 20 Tagen war sie in einer 18-köpfigen Gruppe von ihrer Heimat in Afghanistan über den Iran, die Türkei, Griechenland, Serbien bis nach Kroatien gelangt, wo internationale Medien in einem Flüchtlingslager auf die Greisin aufmerksam wurden: „Mir tun die Beine weh, aber es geht mir gut“, sagte sie dort Rot-Kreuz-Helfern.

Die damals 105-Jährige hatte sich auch auf die waghalsige Tour mit Schleppern über das Meer nach Griechenland begeben.

Bei der weiteren Reise bekam die Frau in Deutschland einen Rollstuhl geschenkt, berichteten schwedische Medien. Bis dahin hatten ihr 67 Jahre alter Sohn und Enkelkinder sie immer wieder getragen. Die Familie hatte in Afghanistan ihren Bauernhof aufgegeben, um vor Krieg und Chaos in ihr Traumland Schweden zu reisen.

Enkel: „Keine Zukunft mehr in Afghanistan“

Im November 2015 kam die Familie dort an, im Januar 2016 bekam sie eine dauerhafte Bleibe in einer Asylunterkunft in Südschweden 100 Kilometer von Göteborg entfernt. „Wir sehnen uns Tag und Nacht zurück“, sagte ihr Enkel Mohammad im März 2016 einer örtlichen Zeitung. „Aber es gibt dort keine Zukunft mehr.“ Bibihal Uzbekizu habe bei dem Besuch der Journalisten viel gelächelt und sich für den Besuch bedankt. „Ich bin froh, dass meine Kinder und Enkel hier sind und sicher sind. Das ist die Hauptsache“, sagte sie da. Die Worte holen sie jetzt ein. (law)