Eisenach/Wernigerode. Früher galt Wandern als uncool. Diese Zeiten sind aber wohl vorbei. Zum Deutschen Wandertag schnüren Zehntausende die Wanderschuhe.

Wandern hat sein Image als verstaubte Freizeitbeschäftigung nach Ansicht eines Tourismusexperten abgelegt. „Die Zahl der jüngeren Wanderer hat zugenommen“, sagte Axel Dreyer, Professor für Tourismusmanagement an der Hochschule Harz in Wernigerode (Sachsen-Anhalt), der Deutschen Presse-Agentur. Die meisten Wanderer gehören allerdings noch immer zur Altersklasse 50plus. Rund um die Wartburg bei Eisenach werden in Thüringen bis Montag Tausende Gäste zum Deutschen Wandertag erwartet.

„Wandern war bislang eher eine Domäne der Älteren. Das hat sich geändert“, sagte Dreyer. Das Interesse an Outdoor-Aktivitäten sei insgesamt größer geworden. Einen Grund sieht Dreyer auch in der Werbung der Bekleidungsindustrie. „Dadurch wird Wandern hipper.“ Dreyer zufolge nimmt der Anteil an Gelegenheitswanderern zu.

Jüngere Wanderer sind abenteuerlustiger

Laut der Wanderstudie „Der deutsche Wandermarkt“ von 2014 – der aktuellsten Studie zu diesem Thema – sind 13 Prozent der Unter-30-Jährigen ohne Kind wanderaffin. Bei den Unter-25-Jährigen überwiegt noch das Desinteresse. Der größte Anteil an Wanderern kommt mit 27 Prozent aus der Gruppe der 50- bis 65-Jährigen.

Einen Unterschied zwischen Alt und Jung sieht Dreyer bei den Destinationen. „Jüngere Leute gehen schon eher in die Alpen, gehen schon eher die etwas anstrengenderen Wege und sind auch etwas abenteuerlustiger.“ Ältere begnügen sich ihm zufolge eher mit einem Ausflug in ein Mittelgebirge wie den Thüringer Wald.

Deutscher Wandertag geht noch bis Montag

Laut Wanderstudie ist der Anteil der Nicht-Wanderer in Deutschland von 44 Prozent 2010 auf 29 Prozent 2014 gesunken. Das deutlichste Marktwachstum gab es vor allem im Bereich der „Selten- und Gelegenheitswanderer“.

Beim 117. Deutschen Wandertag treffen sich Wanderer in Eisenach (Thüringen) auf dem Marktplatz.
Beim 117. Deutschen Wandertag treffen sich Wanderer in Eisenach (Thüringen) auf dem Marktplatz. © dpa | Martin Schutt

Der Deutsche Wandertag läuft seit Mittwoch und geht bis Montag. Rund um die Wartburg, wo der Reformator Martin Luther die Bibel übersetzte, werden nach Schätzungen der Organisatoren mehr als 30.000 Gäste die Wanderschuhe schnüren. Der Wandertag gilt als international größtes Wanderertreffen. Einer der Höhepunkte in diesem Jahr soll der Festumzug am Sonntag werden, zu dem 6000 Teilnehmer erwartet werden.

Thüringen ist seit der Wiedervereinigung zum dritten Mal Gastgeber. Der Deutsche Wanderverband hat nach eigenen Angaben etwa 600.000 Mitglieder in 57 Regionalvereinen. (dpa)