Hannover. 50 000 Menschen wurden evakuiert. Die Stadt organisierte ein Freizeitprogramm.

„Wegen Bombenräumung am Sonntag geschlossen“, steht auf einem Schild an der Eingangstür einer Bäckerei. Auch Tankstellen und Kioske haben wegen der Bombenentschärfung in drei Stadtteilen Hannovers an diesem Tag dicht gemacht – stattdessen fuhren vormittags Polizeiwagen durch die Viertel, um die Bewohner zum Verlassen der Häuser aufzufordern: Zwei Stunden später waren die Straßen verwaist.

An den Straßenbahnhaltestellen im Norden der Stadt stehen am Sonntagmorgen viele Paare, Familien mit Kinderwagen, Kinder halten ihre Kuscheltiere fest. Fahrräder und Autos fahren vorbei – alle in Richtung Zentrum, raus aus der Evakuierungszone. Etwa 50 000 Menschen in Hannover sind betroffen.

In Hannover reagierten viele gelassen. „Hauptsache, es geht nichts hoch“, sagt Kornelia Elsmann, die als Betreuerin an der Seniorenresidenz Vahrenwald arbeitet. Sie verbrachte den Tag in einer der Notunterkünfte, die in Schulen eingerichtet wurden.

Aber viele Betroffene hielten sich bei sonnigem Wetter lieber draußen auf. Einige trafen sich zum Grillen. Die Stadt hatte ein Freizeitprogramm organisiert: Der Eintritt in einige Museen und Schwimmbäder war kostenlos, Kinos boten Sondervorstellungen an. Das Angebot nutzten viele. Allein ins Sprengel Museum kamen bis zum Mittag 700 Besucher, sagte eine Mitarbeiterin. Mehr als 2400 Feuerwehrleute, Polizisten und andere Helfer waren im Einsatz – mit dabei auch etwa 180 Rettungs- und Krankenwagen sowie zwölf Busse, auf denen vorn „Evakuierung“ stand. Gegen 14 Uhr galt das Areal als gesichert. Vorher war ein Hubschrauber – ausgestattet mit einer Wärmebildkamera – über das Gebiet geflogen, um letzte in Häusern gebliebene Menschen auszumachen.

Für die Spezialisten des Kampfmittelräumdienstes wurde es am Nachmittag ernst: Drei Blindgänger galt es unschädlich zu machen. Zwei britische Fünf-Zentner-Bomben und eine Zehn-Zentner-Bombe wurden auf einem Baugelände identifiziert. Eine machte Probleme: Sie konnte nicht manuell entschärft werden, hieß es.

Nach 17 Uhr konnten die Hannoveraner aufatmen: Auch die problematische dritte Bombe war mithilfe eines Wasserschneidgeräts unschädlich gemacht worden. Der Zünder war aus dem Sprengsatz herausgeschnitten worden. Am Anfang waren die Einsatzkräfte noch von fünf Blindgängern ausgegangen. Zwei erwiesen sich als Metallschrott.

Der Bahnverkehr geriet dadurch weit weniger durcheinander als befürchtet: Am Nachmittag konnte der Hauptbahnhof in Hannover doch vom Regional- und Fernverkehr genutzt werden.