Berlin/Hamburg/Euskirchen. Der Einhorn-Kult ist ganz unten angekommen. Eine Supermarktkette verkauft Klopapier im Zeichen des Fabeltiers – mit Zuckerwatte-Duft.

Der Mitarbeiter in einem Berliner Edeka-Markt weiß schon vor Ende der Frage, um was es geht: „Haben sie dieses Toile...?“ „Einhorn-Klopapier, ham wa nich, aber die Leute fragen dauernd.“ Das Einhorn, zuletzt verkaufsfördernd für quadratisch-praktische Schokolade und für Shampoo eingesetzt, muss sich jetzt für den letzten Mist hergeben. Auch wenn die Magie der Einhörner damit vielleicht im Allerwertesten ist – die Resonanz ist in jedem Fall gewaltig.

Verheißungsvoll ist auch das Versprechen zumindest im Edeka-Markt Steilen in Euskirchen (Slogan: „frisch op de Desch“, frisch auf den Tisch): „Es war noch nie so leicht, einen süßen Arsch zu bekommen.“ Mitarbeiter haben das Schild dort ernsthaft an die gestapelten Rollen geklebt, und Kunden seien entzückt. Marktleiter Ilker Irmak berichtet, dass dort auch im Fünf-Minuten-Takt das Telefon klingele und Menschen zum Teil aus einiger Entfernung anriefen. „Das ist der Hammer, der Hype darum ist unglaublich.“

Facebook-Post mit Foto aus dem Markt machte die Runde

Selbst der denkbar unerotischste Gebrauchsgegenstand ist damit plötzlich sexy. Der Markt ist zusätzlich auf den Radar von Klopapier-Kunden gekommen, weil sich ein Foto aus dem Euskirchener Edeka über die sozialen Netzwerke schnell verbreitet hat.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Facebook, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Auf der Kundentoilette in Euskirchen hängen keine Einhörner zum Abwischen, bei Irmak privat testweise schon. Er gesteht, dass ihn selbst das Papier nicht so überzeugt: „Es hängt auch bei uns. Aber hat der Hintern eine Nase, dass er das riechen kann? Der Zuckerwatteduft sei wirklich intensiv, „das riecht man im Markt deutlich“.

Duft kann andere Gerüche nicht überdecken

Allerdings sei der Duft dann doch nicht so intensiv, dass er mögliche andere Gerüche am Einsatzort überdeckt, sagt er. Mit 1,95 Euro für acht Rollen kostet das Papier aber immerhin keine Mond-Einhorn-Preise. Vier Paletten hat der Markt bekommen, seit Verkaufsstart am Montag sind zwei schon leergeräumt, eine kam als Nachschub. „Normalerweise reicht eine Palette zwei Wochen“, schätzt Marktleiter Irmak. In einigen Märkten sei das Papier bereits ausverkauft. Und auch in Euskirchen werden Kunden darauf hingewiesen, dass die Aktion nicht unbegrenzt läuft.

Mit der Suche nach Verkaufsstellen wird Edeka auch auf seiner Facebookseite konfrontiert. „Leider hat meine Frau das Foto [des Toilettenpapiers] gesehen. Jetzt meine Frage, wo kann man dieses Papier in NRW kaufen?“, fragt ein Nutzer. „Und für die Zukunft, bitte erst uns Männer fragen, bevor sowas in den Handel kommt, ich hab hier keine ruhige Minute mehr.“ Edeka verweist ihn an die zuständige Regionalgesellschaft.

Vor dem Einhorn-Auto 15 Rollen Einhorn-Küchenpapier und mindestens 48 Rollen Einhorn-Toilettenpapier: Das Foto postete Franzi Drost an die Facebookseite von Edeka.
Vor dem Einhorn-Auto 15 Rollen Einhorn-Küchenpapier und mindestens 48 Rollen Einhorn-Toilettenpapier: Das Foto postete Franzi Drost an die Facebookseite von Edeka. © Franzi Drost‎ | Franzi Drost‎

Das Unternehmen hat Deutschland in sieben Regionen aufgeteilt – und der Edeka-Verbund wird genossenschaftlich von 4000 Kaufleuten getragen. Die Pressestelle in Hamburg kann deshalb auch „keine pauschalen Aussagen zu Mengen oder Verfügbarkeit machen“. Marktbetreiber entscheiden eigenständig über das Sortiment in ihren Märkten.

Trotzdem verbreitete Edeka Deutschland am Freitag auf seiner Facebookseite ein Bild des Klopapiers – mit dem Spruch aus dem Markt in Euskirchen. Demnach ist die Aktion noch gar nicht richtig angelaufen. „Ab Mai“ gebe es den Hygieneartikel.

Die Pressestelle kann immerhin sagen, was es mit dem Zuckerwatteduft auf sich hat: Er wird durch einen herkömmlichen Duftstoff erzeugt, mit dem die Innenhülsen der Toilettenpapier-Rollen beduftet sind. Das Papier ist also gar nicht getränkt.