Chittorgarh. Drogensüchtige Papageien in Indien berauschen sich am Opium von Mohnfeldern. Für Mohnbauern werden die tierischen Junkies zum Problem.

  • Viele wilde Papageien in Indien sind opiumsüchtig
  • Um an den Stoff zu kommen, plündern sie die Felder der Opiumbauern
  • Für den Rausch riskieren sie sogar ihr Leben

In Indien machen immer mehr Papageien Mohnfarmern das Leben schwer: Während der Erntezeit plündern sie deren Mohnfelder, um sich in den nächsten Opiumrausch zu versetzen. „Die Vögel sind so abhängig, dass sie sich nicht einmal von lautem Trommeln oder Feuerwerk vertreiben lassen“, sagte Nagin Rawat, der stellvertretende Chef der Landwirtschaftsbehörde.

Die drogenabhängigen Papageien haben bereits raffinierte Techniken entwickelt, um die Bauern zu überlisten, wie der „Mirror“ berichtete. Sie warten, bis Erntehelfer die Fruchtkapseln des Schlafmohns aufschneiden. Alle Teile des Schlafmohns enthalten Alkaloide, in hoher Konzentration vor allem der Milchsaft. Er ruft einen Opiumrausch hervor. Die Papageien gleiten hinunter zu den Feldern und nippen den berauschenden Saft von den geöffneten Mohnfrüchten.

Berauschte Papageien stürzen in den Tod

Dabei hätten die Papageien sogar gelernt, keine Geräusche zu machen, damit sie keine Aufmerksamkeit erregen. Sind sie schließlich berauscht, fallen sie, auf ihren Ästen hockend, in einen tiefen Schlaf. Dabei stürzen auch einige von den hohen Baumkronen in den Tod.

Das Phänomen der drogensüchtigen Papageien wurde schon 2015 bekannt, doch nun verbreitet sich die Plage allmählich über weitere indische Regionen: Die ersten berauschten Papageien seien nahe der Stadt Chittorgarh im Bundesstaat Rajasthan gesichtet worden, nun haben sie sich auch im Bundesstaat Madhya Pradesh angesiedelt. Die Mohnbauern beklagen, dass die Schar der süchtigen Vögel jedes Jahr größer wird. Zuvor hatten schon Antilopen die berauschende Wirkung der Pflanze entdeckt.

Weder Trommelschläge noch Knallkörper schrecken Papageien

Der Mohnbauer Sobharam Rathod erklärt, dass er und seine Kollegen alles versucht hätten, um die Papageien von ihren Plünderungen abzuhalten. „Aber diese Süchtigen kommen wieder, selbst wenn sie ihr Leben riskieren“, sagt Sobharam dem „Mirror“. Weder Trommelschläge noch Knallkörper können die Vögel verscheuchen.

Der Drogendiebstahl der Papageien kann für die Bauern sogar rechtliche Konsequenzen haben. Denn sie haben mit der indischen Regierung vereinbart, ihr eine vorgeschrieben Menge ihrer Ernte zu übergeben. Indien erlaubt zu medizinischen Zwecken und unter strengen Auflagen den Anbau von Schlafmohn, aus dem Opium gewonnen wird.

Bauern droht Verlust der Lizenz

Lokale Medien berichteten, dass einige Bauern befürchten, wegen der abhängigen Tiere ihre Lizenzen zu verlieren, da sie die angepeilten Anbauquoten nicht mehr erreichen. Ein endgültiger Triumph der Bauern über die Vögel scheint bisher kaum möglich. „Wir behalten sie im Auge, aber sie behalten uns auch im Auge,“ meint Sobharam. (leve/dpa)