Berlin. Der spektakuläre Einbruch ins Berliner Bode-Museum stellt die Ermittler vor große Herausforderungen. Viele Fragen sind noch offen.

Der spektakuläre Diebstahl einer millionenschweren 100-Kilo-Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum gibt der Polizei weiter Rätsel auf. Auch einen Tag nach dem Einbruch gab es am Dienstag zunächst weder eine Spur von den Tätern noch vom Verbleib der zwei Zentner schweren Münze. Fragen über Fragen.

Was weiß die Polizei von den Tätern?

Vorerst so gut wie nichts. Die Ermittler gehen nach Angaben von Polizeisprecher Winfrid Wenzel allerdings davon aus, dass es „wegen der Schwere des Objekts“ mehrere Täter gewesen sein müssen. Aufschluss erhofft man sich von einem Zeugenaufruf, der bereits am Montag gestartet wurde, vor allem aber von möglichen Kameras in der Umgebung – etwa bei Galerien, Juwelieren oder anderen Museen.

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Wie konnten die Diebe in das gesicherte Gebäude gelangen?

Nach bisherigem Ermittlungsstand kletterten sie von der S-Bahntrasse direkt hinter dem Museum mit einer ausziehbaren Aluleiter auf einen Gebäudevorsprung und stiegen durch ein Fenster ein. Außer der Leiter fand die Polizei in der Nähe des Bahndamms später auch eine Schubkarre und ein Seil. Offenbar hätten die Täter ihre Beute damit auf die andere Seite der Spree geschafft und seien dort in ein Fluchtauto gestiegen, hieß es. Ob zur Flucht möglicherweise der Mercedes diente, der später in einer Tiefgarage im Stadtteil Steglitz ausbrannte, wird geprüft.

Warum schlug die Alarmanlage nicht an?

Details zur Alarmierung, zur Videotechnik im Museum und dem eingesetzten Sicherheitspersonal wollen die Ermittler nicht nennen. Sie gehen aber laut Menzel intensiv der Frage nach möglichem Insiderwissen nach. Zu gut Deutsch: Hatten die Täter Helfershelfer im Museum? Der Polizeisprecher formuliert es so: „Kann ein Täter, der zufällig am Bode-Museum vorbeiläuft, ein derartige Tat begehen? Da ist die Antwort eher ,Nein’.“

Gab es Spuren am Tatort?

Zunächst wies lediglich die zertrümmerte Vitrine aus Panzerglas im Münzkabinett des Museums auf den Einbruch hin. Sie war bis zum Dienstag weggeräumt, es gab aber noch erhebliche Kratzer am Boden. Zudem entdeckte man bei der Spurensuche unterhalb des Gebäudes eine Aufschlagstelle am Bahndamm.

„Das lässt für uns eindeutig den Schluss zu, dass die Münze aus größerer Höhe – drei oder vier Meter – aufgeschlagen ist und Schaden genommen hat“, sagte Wenzel. Ob das gute Stück vom Gewicht einer Waschmaschine absichtlich aufs Gleisbett geworfen wurde oder beim Abstieg mit der Leiter entglitt, ist unklar.

Was können die Täter mit dieser Beute anfangen?

In einem sind sich alle Experten einig: Einfach verkaufen lässt sich die Münze nicht. „Es gibt insgesamt weltweit nur fünf Stück, die 2007 hergestellt wurden“, sagt Eike Müller, Leiter des Goldhandels beim Osnabrücker Handels- und Auktionshaus Fritz Rudolf Künker. „Es ist auf dem Markt unmöglich, solch ein Stück weiterzuverkaufen, ohne dass es Aufsehen erregt.“

Nach den Schlagzeilen über den Einbruch dürfte das auch für den Schwarzmarkt gelten. Die Polizei geht deshalb davon aus, dass die Münze eingeschmolzen wird. „Gold hat allerdings einen Siedepunkt von 1064 Grad. Zudem müsste das Prachtstück für einen Schmelztiegel zunächst portioniert werden“, sagt Fachmann Müller. „Das ist technisch möglich, aber eine große Herausforderung.“

Wer kommt für den Verlust auf?

Die 53 Zentimeter große und drei Zentimeter dicke Münze war die Leihgabe eines Privatmanns an das Museum. Nach Informationen der Zeitung „Handelsblatt“ handelt es sich um den Düsseldorfer Immobilienentwickler Boris Fuchsmann. Das Bode-Museum ist gegen Einbruch versichert. Über Details geben die Verantwortlichen aber keine Auskunft, weil das Rückschlüsse auf den Wert ihrer Sammlungen zulässt.

Die „Big Maple Leaf“, 2007 von der königlichen kanadischen Münze in fünf Exemplaren geprägt, ist aus reinstem Gold und hat einen Materialwert von etwa 3,74 Millionen Euro. Bisher hofft das Museum noch, sie heil zurückzubekommen. (dpa)