Berlin. Die USA schicken ein Spezialflugzeug: Woher rührt erhöhte Radioaktivität, die in weiten Teilen Europas in diesen Tagen gemessen wird?
In mehreren Teilen Europas, darunter in Tschechien und Deutschland, sind im Januar Spuren von radioaktivem Jod gemessen worden. Die in der Luft festgestellten Werte hätten an der Grenze der Messbarkeit gelegen, teilte die tschechische Strahlenschutzbehörde SJUB am Dienstag in Prag mit.
„Es gibt keinerlei Grund zu irgendwelchen Sorgen um die Folgen für den Menschen“, erklärte ein Sprecher. Die Tschechen bestätigten damit französische Informationen. Die französische Aufsichtsbehörde hatte eine Karte mit den Auffälligkeiten veröffentlicht.
AKW-Unfall gilt als ausgeschlossen
Es sei davon auszugehen, dass die Radionuklide Jod-131 über die Atmosphäre nach Europa transportiert worden seien. Spekulationen über einen Unfall in einem AKW nannte die Behörde „Unsinn“. Denkbar sei indes ein Problem bei einem Hersteller von radioaktiven Medikamenten, wie sie in der Strahlentherapie eingesetzt werden. Zunächst war der Stoff in Norwegen festgestellt worden.
Vereinzelt gibt es deshalb auch Spekulationen über einen Atomwaffentest in der Arktis. Experten sehen dafür jedoch keine weiteren Anzeichen. So gibt es keine seismologischen Daten, die auf einen solchen Test hindeuten. Der Militärexperte Tyler Rogoway weist in seinem Blog „The War Zone“ darauf hin, dass im Nordpolarmeer auch viel radioaktiver Müll versenkt worden ist. Zudem habe die Wolke nach dem Atomunglück in Tschernobyl etwa eine Million Mal stärker gestrahlt, schrieb er.
Radioaktivität in jüngster Zeit entwichen
Die US-Luftwaffe hatte nach übereinstimmenden Medienberichten ein Spezialflugzeug vom Typ WC-135 nach England entsandt, das radioaktive Partikel in der Atmosphäre messen kann. Es flog nach Großbritannien und von dort auch zur Ostsee.
Die französische Aufsichtsbehörde ISRN, die zuerst von ähnlichen Messungen berichtet hatte, erklärte, die Radioaktivität müsse in jüngster Zeit entwichen sein. Darauf deutet die kurze Halbwertzeit von Jod-131 von rund acht Tagen hin. (dpa/law)