London. Getränke servieren und Möbel putzen: Im royalen Haushalt der britischen Königin wird Hilfe immer gebraucht. Auch die von Praktikanten.

Meine Großmutter braucht Hilfe im Palast! Und ihr könnt euch um ein Praktikum bewerben! Ganz exakt in diesen Worten hat Prinz Harry es zwar nicht ausgedrückt auf seiner „Royal Tour“ durch die Karibik.

Aber der Sache nach ging es genau darum, was die Nummer fünf der britischen Thronfolge auf einem Empfang in Grenada verkündete. Man werde, sagte Prinz Harry, ein neues „Royal Household Hospitality Scholarship“ – also ein Stipendien-Programm – im königlichen Haushalt auflegen.

Für junge Menschen am Berufsanfang dürfte es wohl eine aufregende Chance sein: Queen Elizabeth II. bietet neun Praktika an. Bewerben können sich nur Angehörige jener neun karibischen Nationen, in denen die Queen immer noch offizielles Staatsoberhaupt ist. Sechs Wochen lang wird das Schnupperpraktikum dauern, das sich an Hotelfachkräfte ebenso richtet wie an Personal, das sich um die königlichen Kunstwerke oder die antiken Möbel im Buckingham-Palast kümmern kann.

Abschluss-Zertifikat des Royal Household

„Jeder Stipendiat“, heißt es in der Ausschreibung, „wird neue Techniken lernen und ein Abschluss-Zertifikat des Royal Household bekommen.“ Zu den Aufgaben gehört natürlich auch die klassische Haushaltsführung, die Verpflegung in der royalen Küche.

Hinzu kommen das Begrüßen sowie Betreuen von Gästen ebenso wie das Servieren von Speisen und Getränken. Zudem ist es möglich, zu erlernen, wie komplexe Schokoladen- und Zucker-Werke erstellt werden.

„Diese jungen Leute“, sagte Prinz Harry in seiner Ansprache, „werden ihr Wissen und ihre Fertigkeiten weitergeben, wenn sie wieder nach Hause kommen und in Hotels und Restaurants arbeiten.“ Was kein so unwichtiger Faktor sein dürfte, denn die Volkswirtschaft der ehemaligen britischen Kolonien in der Karibik beruht zum guten Teil auf Fremdenverkehr und Öko-Touristik. Eine Ausbildung im königlichen Haushalt, auch wenn sie nur anderthalb Monate dauert, ist natürlich ein prestigewürdiger Zusatz in jedem Lebenslauf.

1200 ständige Mitarbeiter im Palast

Wer schon einmal für die Queen gearbeitet hat, braucht sich um seine Karriere keine Sorgen mehr zu machen. Unter den rund 1200 ständigen Mitarbeitern im Royal Household – von Diener über Haushälterinnen oder Sekretäre bis zum Hofarzt oder dem Königlichen Musikmeister – gibt es jedoch unterschiedliche Auffassungen über die Meriten im Dienst der Royals. Viele, und das sind meistens die niederen Chargen, sind nicht begeistert über die knauserige Entlohnung.

Erst vor Kurzem geriet der Buckingham-Palast in die Kritik, als er eine Stelle für einen Gärtner ausschrieb, der mit ganzen 17.000 Pfund (etwa 19.943 Euro) im Jahr dotiert war. Das, so rechnete die antimonarchistische Organisation Republic vor, würde einen Stundenlohn von 8,72 Pfund bedeuten und liege damit um 1,03 Pfund unter der „London Living Wage“, also unter dem Existenzminimum, das man für ein Überleben in der Hauptstadt brauchen würde.

Die Dienerschaft erhält Kost und Logis

Das königliche Gesinde wagte sogar einmal den Aufstand, als im letzten Jahr 84 Prozent der Mitarbeiter auf Schloss Windsor für gewerkschaftliche Aktionen stimmten. Damals ging es darum, dass Schlosswärter bei einem Einstiegsgehalt von lediglich 14.400 Pfund im Jahr auch noch gebeten wurden, unbezahlte Zusatzdienste wie kostenlose Führungen für zahlende Besucher oder Assistenz beim Dolmetschen oder Erster Hilfe zu übernehmen.

Nachdem die Forderung nach einer Lohnerhöhung abschlägig beschieden wurde, trat man zwar nicht in den Ausstand, aber leistete stur Dienst nach Vorschrift. Der Palast rechtfertigt die niedrigen Löhne damit, dass man der Dienerschaft ja auch Kost und Logis bereitstelle.

Die meisten der Mitarbeiter im Palast wohnen auch dort, immerhin verfügt der Bau über 775 Zimmer. Wer es ein paar Jahre im königlichen Haushalt aushält, hat gute Perspektiven: Im privaten Sektor können etwa royale Ex-Butler mit einem Einstiegsgehalt von gut 100.000 Pfund rechnen.