Rom. Italien ist erneut von einem schweren Erdbeben erschüttert worden. Die Behörden gehen derzeit davon aus, dass es keine Todesopfer gibt.

Nach den beiden heftigen Erdbeben in Italien hat der Innenminister Hoffnungen genährt, dass wenige Opfer zu beklagen sein könnten. „Wenn es sich bestätigt, dass es keine Opfer und Schwerverletzten gab, dann ist es angesichts der Stärke des Bebens ein Wunder“, sagte Ressortchef Angelino Alfano am Donnerstag im Radio.

„Einige Tausend“ Obdachlose

Strömender Regen, Dunkelheit und weit mehr als 100 Nachbeben: Die Nacht war für die betroffenen Menschen vor allem in den Gemeinden in der Region Marken voller Angst und Schrecken.

Unter den Nachbeben waren auch mehrere von einer Stärke von über 4, wie aus einer Liste der italienischen Erdbebenwarte INGV hervorgeht. Der Chef des Zivilschutzes, Fabrizio Curcio, sprach im Radio von „einigen Tausend“ Obdachlosen.

Erdbeben der Stärke 6,0

Curcio und der Kommissar für den Wiederaufbau, Vasco Errani, machten sich am Donnerstag bereits in die besonders betroffenen Gemeinden in den Marken und in Umbrien auf, um sich ein Bild der Lage zu machen.

Innerhalb von gut zweieinhalb Stunden bebte die Erde am Mittwochabend in der gleichen Region, die bereits Ende August von einem verheerenden Beben heimgesucht worden war. Der schwerste Stoß, der auch in der Hauptstadt Rom zu spüren war, ereignete sich um 21.18 Uhr nahe Visso. Seine Stärke lag nach Angaben verschiedener Erdbebenwarten zwischen 5,9 und 6,0. Zunächst hatte die US-Erdbebenwarte USGS von einer Stärke von 6,4 berichtet.

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Teams suchen nach möglichen Vermissten

Nach den Beben sei die Situation „weniger dramatisch als gedacht“, sagte Zivilschutz-Chef Fabrizio Curcio der Nachrichtenagentur Ansa zufolge um Mitternacht auf einer Pressekonferenz.

Fernsehbilder zeigten schwere Schäden an Gebäuden. Spezial-Teams suchten nach möglichen Vermissten – es sehe derzeit aber so aus, als gebe es keine. Die nächsten Stunden würden zeigen, ob die Einschätzung der Lage so bleibe, sagte Curcio.

Kirchturm auf Wohnhaus gestürzt

Bei den Erdbeben stürzten Gebäude teilweise ein.
Bei den Erdbeben stürzten Gebäude teilweise ein. © dpa | Matteo Crocchioni

Der Bürgermeister von Camerino, Gianluca Pasqui, sagte Ansa zufolge, wie in anderen betroffenen Gemeinden gebe es auch in seiner Stadt keine Berichte über Vermisste, Verschüttete, Schwerverletzte oder Tote. „Das ist, was zählt.“ Rund 40 Menschen seien aber wegen leichter Verletzungen oder anderer Beschwerden aufgrund eines Schocks behandelt worden.

Der Turm der Kirche Santa Maria in Via in Camerino stürzte auf ein Wohnhaus. Die Kirche war laut Ansa bereits bei dem verheerenden Erdbeben vom 24. August beschädigt worden. Insassen eines Gefängnisses der Stadt wurden in eine andere Haftanstalt verlegt.

Der Bürgermeister von Amatrice, Sergio Pirozzi, sagte, auch in seinem Ort sei es erneut zu Schäden gekommen. „Es gab Einstürze, aber nur von Gebäuden, die schon beschädigt waren“, sagte er laut Ansa. „Natürlich weckt das wieder die Angst.“

Drei Krankenhäuser sollen geräumt werden

Augenzeugen in der Unglücksregion sprachen zunächst von einer „apokalytischen Situation“. Die Erde habe „furchtbar lang“ gebebt, sagte Marco Rinaldi, Bürgermeister der Gemeinde Ussita dem TV-Sender Sky TG24.

„Die kritischste Situation ist in Castelsantangelo sul Nera, wo die Stromversorgung fehlt“, sagte Cesare Spuri vom Zivilschutz in der Region Marken. Der Bürgermeister des Ortes, Mauro Falcucci, sagte einem Fernsehsender: „Mit Sicherheit gab es Einstürze.“ In den Marken sollten drei Krankenhäuser geräumt werden. Am Donnerstag sollten mehrere Schulen in Mittelitalien geschlossen bleiben.

Das Beben mit der Stärke von 5,5 lag in der Region Perugia.
Das Beben mit der Stärke von 5,5 lag in der Region Perugia. © dpa | Usgs

Das erste Beben ereignete sich laut Ansa um 19.11 Uhr nahe Castelsantangelo sul Nera. Auch in der mehr als 120 Kilometer entfernten Hauptstadt Rom wackelte die Erde. Die US-Erdbebenwarte gab die Stärke zunächst auch mit 5,4 an, korrigierte den Wert später aber leicht auf 5,5 nach oben.

298 Menschen starben bei Erdbeben im August

Bei dem Erdbeben Ende August dieses Jahres waren nach offiziellen Angaben 298 Menschen ums Leben gekommen, die meisten in dem Ort Amatrice.

Die italienische Regierung schätzte die Erdbebenschäden zuletzt auf vier Milliarden Euro. Das Land wird häufig von Erdstößen heimgesucht, die immer wieder verheerende Folgen haben. (dpa/rtr)