Stade. Ein Jobcenter-Mitarbeiter hat eine schwangere Hartz-IV-Empfängerin zu Sex-Partnern befragt. Die Behörde zeigte sich entsetzt darüber.

Mit einem kuriosen Formular wollte ein Mitarbeiter des Jobcenters Stade von einer schwangeren Hartz-IV-Empfängerin wissen, wer der Vater ihres ungeborenen Kindes sein könnte. „Während der gesetzlichen Empfängniszeit habe ich mit folgenden Männern Geschlechtsverkehr gehabt:“ Dahinter sollte die schwangere Frau Namen und Geburtsdaten der betreffenden Personen schreiben.

Offenbar wollte der Mitarbeiter verhindern, dass die Behörde für Unterhaltszahlungen anstelle des Vaters einspringt. Da die Hartz-IV-Empfängerin das Formular nicht ausgefüllt habe, strich ihr die Behörde seit September sämtliche Zahlungen, wie die Zeitung „Neues Deutschland“ berichtet. Demnach wandte sich die Schwangere an Rechtsanwalt Jan Strasmann, der das kuriose Formular öffentlich machte.

Frage liegt nicht im Kompetenzbereich

Laut des Rechtsexperten verstößt die Frage nach dem Sexualverhalten gegen das Persönlichkeitsrecht seiner Mandantin. Zudem würden Recherchen nach dem möglichen Kindesvaters – anders als bei Jugendämtern – nicht in den Kompetenzbereich von Jobcentern liegen, so Strasmann weiter zu dem Blatt.

Der Leiter des Jobcenters, Friedhelm Kaiser, teilte mit, dass er sich bereits bei der Frau entschuldigt habe. „Ich bin entsetzt, dass dieser Bogen überhaupt unser Haus verlassen hat“, sagte er. Der Mitarbeiter habe das Formular, das die Überschrift „Zusatzbogen – ungeborene Kinder –“ trägt, selbst geschrieben. Dabei soll er sich an einem Fragebogen des Jugendamtes orientiert haben.

Gespräch mit Jobcenter-Mitarbeiter

Mit dem Mitarbeiter sei ein ernstes Wort gesprochen und ihm seine Kompetenzüberschreitung und die Wirkung seines Tuns klar gemacht worden, sagte Keiser. (bekö)