London. . Die Britin Emma Spence untersucht in ihrer Doktorarbeit die geheimnisvolle Welt der Superreichen. Dazu gehören auch riesige Jachten.

Doktorarbeiten sind dröge? Diese hier hat ein funkelndes Thema. Die Britin Emma Spence sitzt zurzeit an einer Dissertation über die Superreichen dieser Welt und ihre Super-Jachten. Es dürfte kaum einen Weg geben, seinen Reichtum demonstrativer zur Schau zu stellen, als wenn man mit einem riesigen Boot in den Hafen einläuft. Doch so sichtbar sich die Superreichen geben, so unnahbar sind sie zugleich: Auf ihre schwimmenden Luxusherbergen werden nur Gäste eingeladen, die entweder ebenfalls reich begütert oder sehr sexy sind.

Die Geografin Emma Spence hat in den letzten zehn Jahren immer wieder als Stewardess auf Super-Jachten angeheuert. Zuerst nach dem Schulabschluss, dann als Studentin in den Semesterferien. Auf insgesamt sieben Schiffen hat sie gearbeitet und erlebte Millionäre und Milliardäre aus nächster Nähe. Jetzt arbeitet sie an der Universität von Cardiff daran, ihre Erfahrungen wissenschaftlich umzusetzen, und schreibt ihre Dissertation, Arbeitstitel: „Superreiche Seelandschaften. Erkundung der sozialen und kulturellen Geografien der superreichen Mobilität“.

Eine Super-Jacht ist mindestens 24 Meter lang

Eine Super-Jacht – definiert als ein Schiff, das mindestens 24 Meter lang ist und eine professionelle Crew braucht – ist ein sehr exklusives Spielzeug. Zum einen kostet sie sehr viel Geld – mindestens eine Million Dollar pro Meter Länge, so die Faustregel. Und zum anderen ist der Unterhalt teuer, rund zehn Prozent des Kaufpreises pro Jahr, rechnet man.

Die „Lady Moura“ des Geschäftsmannes Nasser Al-Rashid aus Saudi-Arabien ist „nur“ 105 Meter lang. Die Giga-Jacht ist hier im Hafen von Monaco zu sehen.
Die „Lady Moura“ des Geschäftsmannes Nasser Al-Rashid aus Saudi-Arabien ist „nur“ 105 Meter lang. Die Giga-Jacht ist hier im Hafen von Monaco zu sehen. © imago/Pacific Press Agency | imago stock&people

Anders als etwa ein privater Lear-Jet sind sie aber kein besonders nützliches Transportmittel. Und anders als Kunst oder Immobilien verlieren sie stetig an Wert. Ihre Daseinsberechtigung liegt darin, wie Spence einen Besitzer zitiert, „den Superreichen zu erlauben, ihren Vermögensstatus zu demonstrieren“.

Eine Super-Jacht, so Emma Spence, „ist die Eintrittskarte zu einer sehr privilegierten Gesellschaft“. Dabei gibt es „eine große Ungleichheit unter den Superreichen“. Das fängt schon damit an, wer die längere Jacht hat. Ab 70 Meter spricht man von Mega-, ab 100 Meter von Giga-Jachten. Zur Zeit hat die längste aller Jachten Scheich Khalifa bin Zayed Al Nahyan, der Herrscher von Abu Dhabi. Die „Azzam“ ist 180 Meter lang und hat rund 400 Millionen Dollar gekostet.

Die Crewmitglieder dürfen nicht zu alt sein

Allerdings gibt es mittlerweile neue Trends. Eine jüngere Generation von Superreichen lässt sich sogenannte Expeditions-Jachten bauen, mit denen man dann in die Arktis schippert. Andere nutzen ihr Schiff lediglich als schwimmende Schlafzimmer: Da wird die Jacht nach Hongkong geschickt, und die Besitzer fliegen später hinterher, um vor Ort angeben zu können.

Außerdem hat Spence beobachtet, dass die Welt der Superreichen sehr geschlechtsspezifisch ist. Nicht nur sind die überwältigende Mehrheit der Krösusse männlich. Auch ihr Personal ist meist streng nach Geschlecht geordnet: „Die Deckarbeiter sind männlich, die interne Crew ist weiblich.“ Ab einem gewissen Alter ist für sie Schluss: „Die Besitzer wollen sie dann nicht mehr im Innern sehen – Mitte Dreißig und man ist draußen.“