Bozen. 25 Jahre nach dem Ötzi-Fund beansprucht Reinhold Messner einen Teil des Ruhms für sich.

Reinhold Messner kann sich an alles erinnern. So spektakulär war die Entdeckung am 19. September 1991, dass dem heute 71-jährigen Südtiroler Extrembergsteiger selbst Details noch präsent sind. Wie Ötzis ledriger Oberkörper aus dem Schmelzwasser ragte. Die aufgeregten Diskussionen, wer der Tote sein könnte. Und auch die Anfeindungen, denen sich Messner ausgesetzt sah. „Heute lache ich darüber“, sagt Messner. „Aber damals war es schwer für mich. Ich musste mich im Fernsehen öffentlich verteidigen. Dabei hätten ohne mich die Österreicher den Ötzi geklaut und für immer behalten.“

Ein Vierteljahrhundert ist es her, dass ein fränkisches Ehepaar am Tisenjoch in den Ötztaler Alpen in 3200 Meter Höhe zufällig die älteste Mumie der Menschheit entdeckte. Fast unversehrt, knapp 5300 Jahre alt und somit noch betagter als Pharao Tutanchamun. Wissenschaftler sprechen von einem Jahrhundertfund. Die passionierten Wanderer Erika und Helmut Simon aus Nürnberg machten Urlaub in den Alpen, als sie an einem Donnerstag auf die Mumie stießen. Die beiden glauben zunächst an einen verunglückten Wanderer. Sie laufen zur nächsten Almhütte, dort treffen sie auf den Wirt Markus Pirpamer. Ihm geben sie Bescheid: „Da hinten liegt ein Toter.“ Dann steigen sie hinab ins Tal. Für sie ist die Sache erledigt.

Zwei Tage später erreicht Reinhold Messner die Hütte. Purer Zufall, dass er zu diesem historischen Zeitpunkt in der Nähe war, beteuert er. Wirt Pirpamer erzählt ihm von dem Fund. Messner horcht auf. Später wird Messner gegenüber einem Zeitungsreporter spekulieren, dieser Tote könne kein normaler Wanderer gewesen sein. Erst danach verkündet der Innsbrucker Prähistoriker Konrad Spindler die Sensation: Ötzi – den Spitznamen kreierte ein Wiener Journalist als Kombination aus Ötztal und Jeti – lebte vor mehr als 5000 Jahren. Was wäre passiert, wenn Messner nicht die Theorie vom archäologischen Wert aufgestellt hätte? „Es wäre möglich gewesen, dass man Ötzi als namenlosen Bergsteiger auf einem Friedhof verscharrt und vergessen hätte.“

Er sei es auch gewesen, der die Fundstelle zuerst auf italienischer Seite verortete – und so dafür gesorgt habe, dass Ötzi heute in Bozen ausgestellt wird. Dass der als durchaus begabter Selbstvermarkter bekannte Messner zufällig vor Ort war, nahmen ihm nicht alle ab. Eine Zeitung unterstellte ihm, er habe sich in Ägypten eine alte Mumie besorgt und in den Alpen abgelegt, um Aufmerksamkeit zu erregen. Den Ärger darüber hat Messner nicht vergessen.

ÖTZI UND DER FLUCH

Mehrere Personen, die ander Entdeckung beteiligt waren, starben unter dramatischen Umständen.

Helmut Simon verunglückte beim Wandern, der Gerichtsmediziner, der Ötzi untersucht hatte, starb bei einem Autounfall, und der

Forscher Konrad Spindler an ALS.