Paris . Fast zeitgleich hat die französische Polizei mit dem Sturm auf die beiden Geiselnehmer von Paris begonnen. Die Geisel konnte offenbar befreit werden.

Östlich von Paris ist ein Großeinsatz gegen die beiden mutmaßlichen Attentäter auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ in vollem Gang. Der Einsatz laufe, um die Urheber des Anschlags vom Mittwoch mit zwölf Toten auszuschalten, sagte Innenminister Bernard Cazeneuve am Freitag. Die gesuchten Männer haben in dem Ort Dammartin-en-Goële in einer Druckerei laut Medienberichten mindestens eine Geisel genommen. Laut Berichten von Sky News soll es sich dabei um eine Frau handeln. Der TV-Sender "France 2" berichtete später von einem 26-jährigen Mann, der sich in der Gewalt der Terroristen befinden soll. Jetzt sind über dem Ort der Geiselnahme Rauchwolken aufgestiegen, auch Schüsse sind nach französischen Medienangaben zu hören. Offenbar beginnen die Beamten mit dem Sturm auf das Gebäude.

Zuvor habe es eine Schießerei und eine Verfolgungsjagd gegeben, wie die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf die Polizei meldete. Der Vorfall ereignete sich auf der einer Nationalstraße in der Nähe von Dammartin-en-Goële. Helikopter überflogen die Gemeinde. Die Staatsanwaltschaft teilte mit, dass es bei dem Schusswechsel weder Tote noch Verletzte gegeben habe.

Medien: Brüder wollen als Märtyrer sterben

Die Gemeinde Dammartin-en-Goële hat ihre Bewohner aufgefordert, wegen des Anti-Terroreinsatzes die Häuser nicht zu verlassen. Kinder blieben in den Schulen und würden dort gesichert, hieß es am Freitag auf der Internetseite des kleinen Ortes nordöstlich von Paris.

Die Nachrichtenagentur AFP hat ein Bild getwittert, auf dem sich Spezialkräfte der Polizei auf dem Dach der Druckerei in Stellung bringen, in der die Täter eine Geisel genommen haben.

Daraufhin bat die Polizei die Medien vor Ort, keine Bilder zu veröffentlichen, um den Geiselnehmern nicht den Standort der Polizeikräfte zu verraten. Einsatzleiter der Spezialeinheit GIGN ist laut Medienberichten General Denis Favier. Er hatte im Jahr 1994 eine Geiselnahme in einem Flugzeug beendet, bei der islamistische Extremisten zunächst drei Geiseln erschossen hatten. Bei der Stürmung der Maschine kamen alle Entführer ums Leben, von den verbliebenen Geiseln überlebten alle.

Laut Medienberichten wollen die Brüder als Märtyrer sterben. Das sagte der Politiker Yves Bonami (UMP) „i-Télé“. Woher er die Informationen hat, sagte er nicht. Ein anderer Augenzeuge berichtet, er habe einem der Terroristen die Hand geschüttelt und sei von diesem aufgefordert sein, zu gehen. Zudem soll der Bewaffnete, der sich angeblich zunächst als Polizist ausgegeben hatte, gesagt haben, dass er ohnehin keine Zivilisten umbringen wolle.

Festnahmen und Schüsse in Paris

Nach den tödlichen Schüssen auf eine Polizistin im Süden von Paris sind unterdessen zwei Verdächtige festgenommen worden. Sie seien am Freitagmorgen in der Region Essonne südlich von Paris geschnappt worden, berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Polizeiquellen. Nach Informationen französischer Medien sollen sich die Festgenommenen und die beiden mutmaßlichen Angreifer auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ kennen. Innenminister Bernard Cazeneuve hatte am Donnerstag noch gesagt, es gebe bisher keine Hinweise auf eine Verbindung zwischen den beiden Taten.

Ebenfalls in Verbindung zu dem Netzwerk soll der Täter stehen, der am östlichen Stadtrand von Paris nach einer Schießerei weitere Geiseln genommen hat. Der bewaffnete Mann habe in einem Geschäft für koschere Lebensmittel mehrere Menschen in seine Gewalt gebracht, es soll Verletzte geben.

Im Nordosten von Paris hat der Flughafen Paris Charles de Gaulle die beiden Bahnen im Norden für Landungen gesperrt. Die landenden Flugzeugen werden auf die zwei Start- und Landebahnen im Süden des Flughafens verlagert. Im Norden könne weiter gestartet werden, sagte ein Sprecher des Flughafens am Freitag. Der Ort der Geiselnahme in Dammartin-en-Goële liegt nur wenige Kilometer vom Flughafen entfernt.

IS-Miliz kündigt weitere Anschläge an

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den Anschlag auf das Satiremagazin als Start einer größeren Terrorkampagne mit weiteren Angriffen in Europa und den USA bezeichnet. „Wir haben mit der Operation in Frankreich begonnen, für die wir die Verantwortung übernehmen“, sagte der IS-Prediger Abu Saad al-Ansari nach Angaben von Anwesenden beim Freitagsgebet in einer Moschee der nordirakischen Stadt Mossul. „Morgen werden es Großbritannien, die USA und andere sein.“ Die Drohung gelte für alle Länder des Bündnisses, das Luftangriffe auf den Islamischen Staat fliege.

Die gesuchten Brüder Chérif (32) und Said Kouachi (34) sollen am Mittwoch schwarz vermummt die Redaktion des Magazins im Herzen der französischen Hauptstadt gestürmt und mit Sturmgewehren um sich geschossen haben.

Unter den zwölf Todesopfern waren acht Journalisten von „Charlie Hebdo“ und ein weiterer Kollege, der unter anderem für den Radiosender France Inter arbeitete. „Charlie Hebdo“ war mehrfach wegen Mohammed-Karikaturen angefeindet worden.

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