Wiesbaden. Deutsche Gerichte haben 2011 rund 807 800 Menschen rechtskräftig verurteilt - so wenig wie nie seit Beginn der Einführung dieser Statistik im Jahr 2007.

Im Vergleich zum Vorjahr ging die Zahl der Verurteilten um knapp ein Prozent zurück, im Vergleich zu 2007 aber um etwa zehn Prozent. Mehr als jeder Fünfte (21 Prozent) und damit die meisten wurden wegen Straftaten im Straßenverkehr belangt, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag mitteilte. Wegen Mord, Totschlag, Körperverletzung und Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung wurden 16 Prozent verurteilt.

Fast drei Viertel (72 Prozent) aller verurteilten Angeklagten kamen mit einer Geldstrafe davon. Zu einer Freiheits- oder Jugendstrafe wurde fast jeder Fünfte (18 Prozent) verurteilt. Bei sieben von zehn dieser Angeklagten wurde die Gefängnisstrafe aber zur Bewährung ausgesetzt. So kamen nur rund 44 000 Jugendliche, Heranwachsende und Erwachsene hinter Gitter. Etwa jeder zehnte Angeklagte musste nach dem Jugendstrafrecht in den Arrest oder Arbeitslauflagen und Weisungen erfüllen.

Die Zahl der Verurteilten ging in allen Altersgruppen zurück - obwohl Jugendliche und Heranwachsende bezogen auf ihren Anteil an der Bevölkerung viel häufiger verurteilt werden als Erwachsene ab 21 Jahren. So wurden 2011 insgesamt 18 Prozent weniger Jugendliche und Heranwachsende verurteilt als noch 2007. Bei den Erwachsenen betrug das Minus nur acht Prozent.

Die Richter verurteilten 87 Prozent nach dem Strafrecht und nur 13 Prozent nach dem Jugendstrafrecht. Darunter waren zahlreiche Heranwachsende im Alter von 18 bis 20 Jahren. Das am Erziehungsgedanken ausgerichtete Jugendstrafrecht kann auch für Heranwachende angewendet werden, wenn das Gericht eine verzögerte Reife feststellt. Dies war 2011 bei zwei von drei verurteilten Heranwachsenden der Fall. (dpa)

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