Hamburg. Fast drei Jahre nach dem Diebstahl des Störtebeker-Schädels aus einem Hamburger Museum stehen drei Angeklagte vor Gericht. Zwei Männer sollen den Totenkopf, der dem legendären Seeräuber Klaus Störtebeker zugeordnet wird, aus dem Museum für Hamburgische Geschichte gestohlen haben.

Der dritte Beschuldigte muss sich vor dem Amtsgericht Hamburg-Mitte wegen Hehlerei verantworten.

Zum Prozessauftakt zog die Verteidigerin eines der Angeklagten die Echtheit des Schädels in Zweifel: «Es gibt nicht den geringsten Beweis, dass das der Störtebeker-Kopf ist.» Möglicherweise sei es der Schädel eines namenlosen Hingerichteten. Störtebeker, der mit seinen Gefährten Nord- und Ostsee unsicher machte, war um 1401 im Hafen der Hansestadt enthauptet worden.

Die 38 und 50 Jahre alten Angeklagten sollen den Schädel in den ersten Januartagen 2010 aus dem ersten Obergeschoss des Museums gestohlen haben. Der Totenkopf war laut Anklage für zwei Millionen Euro versichert und tauchte später wieder auf. Der Schädel ist mittlerweile wieder im Museum.

Ein 40 Jahre alter Angeklagter war der einzige des Trios, der sich vor dem Amtsgericht äußerte. Er wies den Vorwurf zurück, er habe den Schädel als Hehler verkaufen wollen. Bei einer Grillparty habe er den Totenkopf von seinem mitangeklagten Freund bekommen und ihn längere Zeit versteckt. Er habe den Schädel aber nicht verkaufen und seinen Freund nicht verraten wollen.

Weil dieser sich aber nicht an die Polizei gewandt habe, habe er die Initiative ergriffen und einen Beamten gerufen. «Ich wollte auf den Scheißkopf nicht mehr aufpassen», sagte der 40-Jährige. Der Verteidiger eines anderen Angeklagten beantragte, das Verfahren einzustellen - es sei fraglich, ob ein Leichenteil überhaupt jemandem gehören könne.

Im Museum war der Totenkopf zur Tatzeit nicht gesichert, es gab weder eine Alarmanlage noch Videoaufzeichnungen. Nach Ansicht einer Polizistin war es sehr einfach, mit einem Rucksack in die Ausstellung zu gehen und den Schädel darin verschwinden zu lassen. Die Direktorin des Museums, Lisa Kosok, erklärte als Zeugin: «Man muss schon gewillt sein, diesen Kopf zu stehlen.»

Auch wenn der Schädel nicht von Störtebeker stammen sollte, habe der Totenkopf eine große Bedeutung. Der Schädel war 1878 auf dem Grasbrook - der früheren Hinrichtungsstätte - gefunden worden. Er gehöre zu den wenigen Nachweisen für den mittelalterlichen Hinrichtungsbrauch des Köpfens. Vom 14. bis ins 18. Jahrhundert waren am Grasbrook viele hundert Seeräuber geköpft worden. (dpa)