Berlin. Sechs Monate nach einer schockierenden Familientragödie hat ein 32-jähriger Berliner die Tötung seiner Ehefrau gestanden. «Gott sagte, bring sie um», erklärte der Abrissunternehmer am Dienstag vor dem Landgericht.

«Ich habe gedacht, ich bin Jesus und sie ist der Teufel», fügte der psychisch kranke Vater mit leiser Stimme hinzu.

Der 32-Jährige hatte eigenen Angaben nach mehrere Joints geraucht, als er die Mutter von sechs gemeinsamen Kindern in der Nacht zum 4. Juni 2012 auf der Dachterrasse der Kreuzberger Wohnung mit Stichen in Herz, Hals und Lunge tötete. Drei Tage zuvor hatte er sich mit seiner früheren Geliebten getroffen, mit der er noch zwei Kinder hat. Dieses Treffen mündete in den Tod der Ehefrau.

«Ich habe ihr den Kopf abgeschnitten, ich dachte, dann ist sie wirklich tot», beschrieb der stämmige Mann ruhig und gefasst seinen Vernichtungswillen. Dabei schrie er: «Allahu Akbar» (Gott ist groß), erinnerte sich der Mann. Kopf und eine Brust der 30-jährigen Türkin hatte er aus dem fünften Stock in den Hof des Mietshauses geworfen.

Vor dem Blitzlichtgewitter der Fotografen und Kameras hatte der Berliner sein Gesicht verhüllt. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 32-Jährigen in dem sogenannten Sicherungsverfahren Totschlag vor. Aufgrund einer akuten paranoiden Schizophrenie konnte der Mann das Unrecht nicht einsehen, wie Staatsanwalt Michael von Hagen aus der Antragsschrift vortrug. Die Staatsanwaltschaft strebt die dauerhafte Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik an.

Die sechs Kinder des Paares hatten während der Bluttat geschlafen. Sie hätten nichts mitbekommen, sagte Roland Weber als Nebenklagevertreter. Es gehe ihnen inzwischen relativ gut. Die Jungen und Mädchen im Alter von ein bis 12 Jahren lebten bei zwei Pflegefamilien und hätten guten Kontakt, sagte Weber am Rande des Prozesses. Zunächst waren die Geschwister schwer traumatisiert.

«Ich habe meine Familie zerstört», bekannte der in einen dunklen Anzug und weißes Hemd gekleidete Abrissunternehmer. «Ich hatte meine Tabletten abgesetzt und mehrere Joints am Tag geraucht», erklärte der Mann die Entwicklung bis zu der furchtbaren Tat. Er habe sich schon einmal unter einer Psychose als Jesus gefühlt, damals sei aber nichts passiert.

Drei Tage vor der Tat hatte sich der 32-Jährige eigenen Angaben nach im Auto mit der Ex-Geliebten getroffen, weil er die gemeinsamen Kinder sehen wollte. Die Ehefrau habe das beobachtet, erinnerte sich der achtfache Vater. Aus Angst vor Stress mit ihr habe er danach bei einer Schwester gewohnt. Ein Sohn habe ihn dort abgeholt: Es sei schön gewesen, dass die Kinder ihn sehen wollten.

Als die Kinder schliefen, rauchte der Berliner seiner Version nach mehrere Joints. Das Ehepaar saß demnach nach fast wortlos nebeneinander. «Ich hatte das Gefühl, die Frau ist noch sauer», sagte der Beschuldigte mit leiser Stimme. Es gab oft Ärger wegen der anderen Frau, obwohl sie seit vier Jahren getrennt seien. Die Ehefrau habe geweint. «Dann ist es passiert.»

Die bestialische Tötung der 30-jährigen Berlinerin hatte bundesweit schockiert. Zahlreiche Menschen versammelten sich zu einer Mahnwache. Im Hof des Hauses legten Trauernde Blumen ab. Der Täter kam nach seiner Festnahme in die psychiatrische Abteilung des Haftkrankenhauses. Nebenkläger Weber erklärte, die Ärzte seien ganz sicher, «dass der Mann sehr, sehr schwer krank ist». (dpa)