Hannover. Das Kultusministerium zieht Konsequenzen aus der Verwirrung beim Politik-Abitur in Niedersachsen. Was wird nun mit den Klausuren?

Nach den erheblichen Problemen beim Politik-Abitur hat Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) die Pläne vorgestellt, wie es weitergehen soll. Bei einem „Probealarm-Tag“ sollen künftig Notfall-Szenarien durchgespielt werden.

„Ich bedauere, dass das Abitur anders gelaufen ist, als wir alle uns das gewünscht haben“, sagte Hamburg am Dienstag bei einer Pressekonferenz im Ministerium. Von Anfang an sei in dieser Situation für das Ministerium handlungsleitend gewesen, was am besten für die Abiturientinnen und Abiturienten sei. „Es gib keine Blaupause, es gibt kein eingeübtes Verfahren“, betonte die Ministerin weiter. Der weit überwiegende Teil der Schülerinnen und Schüler habe aber eine Wahlmöglichkeit gehabt, das Abitur am vorhergesehen Tag zu schreiben oder aber später.

Es sei zu gewährleisten gewesen, dass die Aufgaben die Schulen sicher erreichen, sagte die Ministerin zu Verzögerungen beim Download der neuen Aufgaben. „Es ist meine Verantwortung als Kultusministerin, sicherzustellen, dass alle Schülerinnen und Schüler die gleichen Chancen auf ein faires und gerechtes Abitur bekommen, also niemand Vor- oder Nachteile hat. Somit werden wir nun nachsteuern und damit Handlungssicherheit erlangen“, so die Ministerin. Nach jetzigem Stand hatte laut Ministerium rund ein Fünftel der Abiturienten entschieden, die Klausur aufgrund der Vorgänge nicht am Donnerstag zu schreiben.

Politik-Abitur in Niedersachsen: So geht es nun mit der Prüfung weiter

Jene Abiturientinnen und Abiturienten, denen die Schule nicht wie vorgegeben die individuelle Wahl eröffnet hatte, die Prüfung auf den 8. Mai zu verschieben, erhalten nachträglich die Möglichkeit, die Klausur zu wiederholen. „In diesem Fall wird die Note der Wiederholungsklausur gewertet“, heißt es in einer Erklärung des Kultusministeriums. „Damit wird das Versäumnis des fehlenden Wahlangebots ausgeglichen“, so Hamburg.

„Die Prüflinge, denen die Schule ausschließlich die zuvor öffentlich gewordenen und damit verworfenen Abituraufgaben zur Bearbeitung ausgeteilt hatte, müssen leider in jedem Fall die Klausur mit neuen Aufgaben wiederholen“, heißt es weiter. Dies soll an einer Schule in Drochtersen der Fall gewesen sein. Für den 8. Mai gibt es wiederum einen Nachschreibtermin am 5. Juni. So soll auch gesichert werden, dass alle Prüflinge vor den Sommerferien gemeinsam verabschiedet werden können.

Trotz Sondersituation: Notenanhebung kommt nicht in Betracht

Wer dagegen die Wahlmöglichkeit kannte und sich entschied, die Klausur mit den Ersatzaufgaben zu schreiben, wird mit der geschriebenen Klausur bewertet. Eine Notenanhebung kommt nach Auffassung des Ministeriums durch die Vorgänge nicht in Betracht. Der Umfang und Schwierigkeitsgrad der Aufgaben habe nach den vorliegenden Rückmeldungen gepasst, sagte Hamburg. Zwar betonte die Ministerin, dass sich die Verfahren zum Abitur bislang bewährt hätten.

Es habe auch noch nie ein Hacking gegeben. Unter anderem sollen aber alle Nachschreibklausuren künftig vorher verschlüsselt werden, um SchuIen im Bedarfsfall Ersatzaufgaben künftig schneller zur Verfügung zu stellen. Nach dem Download der neuen Aufgaben hatte am 11. April offenbar ein Sicherheitsprogramm gemeldet, dass nicht alle Dateien vollständig seien. Zudem sollen auch „weitere Kommunikationskanäle“ zu den Schulen aufgebaut werden. Gedacht ist unter anderem an sms.

Politik-Abitur: Download war erst spät gesichert

Wegen eines Einbruchs an einer Schule in Goslar waren die schriftlichen Abiturprüfungen im Fach Politik-Wirtschaft in ganz Niedersachsen am vergangenen Donnerstag unterbrochen worden. Weil die Prüflinge die Aufgaben theoretisch vorab hätten einsehen können, sah sich das Ministerium gezwungen zu handeln. Die Schulen waren daher am frühen Morgen aufgefordert worden, die geplanten Prüfungsaufgaben nicht auszuteilen oder wieder einzusammeln. Danach waren neue Aufgaben für die Schulen hochgeladen worden, die ursprünglich für einen Nachholtermin gedacht waren.

Die Betroffenen konnten daraufhin selbst entscheiden, ob sie die Prüfungen noch am selben Tag zeitversetzt beginnen oder einen Nachschreibtermin nutzen wollen. Diese Information erreichte aber nicht alle Schülerinnen und Schüler. Der Download stand außerdem laut Ministerium erst gegen 9.35 Uhr zur Verfügung, verbunden mit dem Hinweis auf die Wahlfreiheit.