Goslar. In Goslar wurde ein Schultresor geknackt. Die Prüfung wurde mit neuen Aufgaben fortgesetzt. Es gibt harte Kritik.

Das schriftliche Politik-Abitur, das am Donnerstag landesweit um 8 Uhr starten sollte, ist am Donnerstag morgen zunächst gestoppt worden – weil die Klausur-Aufgaben möglicherweise hätten geleakt werden können. Wie zuerst die Goslarsche Zeitung berichtet, waren Unbekannte in der Nacht zum Donnerstag in das Schulzentrum Goldene Aue und in den Verwaltungstrakt des Goslarer Christian-von-Dohm-Gymnasium eingebrochen. Daher wurden am Donnerstag in ganz Niedersachsen im Fach Politik Ersatzklausuren geschrieben.

Laut Ministerium war die Information über den Einbruch am Donnerstag gegen 6.15 Uhr im Ministerium eingegangen. Kurz vor 7.30 Uhr sei dann nach weiterer Klärung des Sachverhalts eine e-mail an die Schulen gegangen. Ein Sprecher des Ministeriums nannte den Vorfall „bedauerlich“. Der „gute Plan B“ habe aber gegriffen. Das Abitur war schließlich mit Ersatzaufgaben fortgesetzt worden.

Politik-Abitur: Landesschülerrat rügt große Verzögerungen

Der Landesschülerrat berichtete, dass es zu großen Verzögerungen gekommen sei: „In Teilen wurde erst nach 20, 30 Minuten die Klausur neu geschrieben und jetzt werden aktuelle, neue Aufgaben ausgedruckt. Als Landesschülerrat kritisieren wir es scharf, dass der Aufgaben-Download zu lange andauert und Schüler*innen warten müssen, bis sie schreiben können“, hieß es in einer Stellungnahme. In einigen Schulen seien bereits angefangene Klausuren wieder eingesammelt worden. Die Situation führe zu „enormen Druck und Stress bei allen Abiturienten“.

Atakan Koçtürk, Sprecher des Stadtschülerrats in Braunschweig, sprach von „teils hysterischen Zuständen“ an den betroffenen Schulen. „Manche Schüler und Schülerinnen haben erst um kurz nach 9 Uhr erfahren, dass die Klausur abgebrochen wird. Da hatten sie sich längst auf ihr Thema fokussiert. Dann gab es wohl auch noch Probleme beim Download der neuen Aufgaben, sodass um 10.30 Uhr noch immer nicht alle Abiturienten ihre neuen Aufgaben vorliegen hatten.“ Für die ohnehin unter hohem Druck stehenden Schüler sei die Situation sehr nervenaufreibend. An der IGS Franzsches Feld habe die Schülervertretung Snacks und Süßigkeiten verteilt, um die Stimmung zu beruhigen.

Das sagt Niedersachsens Kultusministerium zum verspäteten Politik-Abitur

Ein Sprecher des niedersächsischen Kultusministeriums sagte unserer Zeitung weiter, dass die Aufgaben korrekt in dem Tresor in der Goslarer Schule gelagert worden seien. Man habe aber nicht ausschließen können, dass die Inhalte verbreitet worden seien. Anhaltspunkte dafür gebe es derzeit noch nicht.

Man habe die Schulen informiert, das Abitur nicht mit den vorgesehenen Aufgaben zu beginnen und gegebenenfalls die Aufgaben wieder einzusammeln. Den Schülerinnen und Schülern sei freigestellt worden, die Klausur entweder am Donnerstag später zu beginnen oder aber am 8. Mai zu schreiben. Damit sei man sehr auf deren Lage eingegangen. Eine frühere Angabe, die Schulen seien bereits in der Nacht angemailt worden, korrigierte der Sprecher. Anpassungen bei der Bewertung der Klausuren sind bislang nicht vorgesehen, hieß es weiter.

Landeselternrat spricht von unzumutbaren Belastungen

Kritik kam aus der CDU-Landtagsfraktion. „Das Kultusministerium hat heute gezeigt, dass es nicht in der Lage ist, kurzfristig auf Krisensituationen wie diese zu reagieren“, sagte der Abgeordnete Christian Fühner. Wenn Schülerinnen und Schülern erst innerhalb von Stunden neue Aufgaben vorgelegt würden und sie dann auch noch selbst entscheiden sollten, wie sie mit der Situation umgehen sollten, zeuge das von einem äußerst schlechten Krisenmanagement des Ministeriums. Der Landeselternrat erklärte: „Die intransparenten Vorgänge rund um die schriftlichen Prüfungen im Fach Politik sind eine unzumutbare Belastung für alle Prüflinge.“ Man erwarte umgehend eine umfassende Aufklärung der Vorfälle und entsprechende Maßnahmen des Kultusministeriums.

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