Gifhorn. 13 Berufsschüler erarbeiten sich in der Freizeit wichtige Zusatzqualifikationen. Profitieren werden erst spätere Schülergenerationen.

Leon (18) beantragt an den wichtigsten Standorten öffentliche E-Ladestationen. Milena (17) hat hölzerne Spielsteine gebastelt, mit denen sie Kindergartenkindern Lust auf Mülltrennung macht. Ein Mitschüler zeigt Fitnessstudios, wie sie Mitgliedern mit Shampoo und Duschgel in Großpackungen das Leben erleichtern und auf bequeme Weise Verpackungsmüll einsparen. Selbst das umstrittene Thema „kürzer duschen“ greift ein Berufsschüler auf. Wie das ohne Stress und Hygieneeinbuße geht, dokumentiert er in einem Online-Blog.

In dem Forum stellen auch die anderen zwölf beteiligten Jugendlichen ihre Vorgehensweise und Erfahrungen vor – und ihre Erfolge im Klima- und Umweltschutz. Sie sind die erste Generation der Klimascouts an den Berufsbildenden Schulen II des Landkreises Gifhorn, wo die gewerblich-technischen Berufseinsteiger Theorie büffeln. Was das Engagement von Milena, Leon und ihren Kameraden in der Ausbildungsklasse „technischer Assistent in der Verarbeitung nachwachsender Rohstoffe“ einzigartig macht: Es ist freiwillig, ehrenamtlich und beschäftigt sie weit über den Unterricht hinaus bis in die Freizeit.

Klimaschutz im Alltag ohne großen Aufwand

Lehrerin Berrit von Monkiewitsch als Teamchefin lobt: „Die Auszubildenden opfern viel Zeit und leisten eine Menge Arbeit, ohne dass sie etwas davon haben.“ Jedenfalls wenn man als Maßstab Zeugnisse oder Zertifikate für die Zusatzqualifikation anlegen würde. Genau das bekommen die Musterschüler nicht. Denn sie sind die Vorreiter, mit deren Hilfe ein offizieller Rahmen für Klimascouts erarbeitet werden soll.

Das Grundgerüst entwickelten Kreisvolkshochschule, Naturschutzbund und Berufsschule in Gifhorn. Berufseinsteiger sollen die Augen offenhalten, wo in ihrem betrieblichen und privaten Umfeld Umwelt- und Klimaschutz im Alltag ohne großen Aufwand oder lästige Einschränkungen möglich ist. All das soll ohne erhobenen Zeigefinger gehen, um Kollegen und Chefinnen nicht vor den Kopf zu stoßen, sondern zum Mitmachen einzuladen.

Klimaschutz zum Geben und Nehmen steht im Fokus

Der Trick ist laut Lehrerin von Monkiewitsch die Kommunikation: „Wir sagen nicht, dass man es genau so machen soll, sondern geben Hintergrundinfos.“ Als Beispiel nennt sie die Mülltrennung von Verpackungsmüll. „Viele Folienpackungen haben oben und unten andere Folien. Nur getrennt lassen sie sich verwerten. Da sagen viele: Oh, das wusste ich nicht.“ Und reißen sie fortan ganz auseinander.

So funktionieren auch die weiteren Projekte der Klimascouts: Für Mehrfamilienhäuser haben sie die Idee einer gemeinsamen Mehrweg-Einkaufstasche im Hausflur entwickelt. Die schnappt sich, wer zum Einkaufen loszieht, und hängt sie danach wieder hin. Das vermeidet Einkaufstüten aus Plastik oder Papier. Für Kindertagesstätten haben die Scouts einen Tauschschrank für Spielzeug und Kleidung entwickelt. Klimaschutz zum Geben und Nehmen.

Sie lassen sich von regionalen und globalen Klimaschutzprojekten inspirieren

Ziel ist, diese Haltung und Kreativität auch anderen Berufsschulen und anderen Ausbildungsgängen als Zusatzqualifikation zu vermitteln. Also auch Kfz-Mechatronikern oder Malerinnen, damit sie in ihrer Werkstatt passende Ideen entwickeln.

Impulse dafür sammelten die Vorreiter während einer einwöchigen Projektfahrt ins Ökodorf Sieben Linden zum Projekteinstieg im Spätsommer 2023. Dort halfen sie tatkräftig, einen Wald mit Nadelholz-Monokultur mit Laubbäumen klimafest umzubauen. Außerdem ließen sie sich von regionalen und globalen Klimaschutzprojekten inspirieren und zeigen, wie sich gute Ideen handfest planen und mit Kollegen umsetzen lassen.

Berrit von Monkiewitsch ist von der Zielstrebigkeit ihres Teams begeistert. Selbst ohne Zertifikat seien die jungen Leute Garanten für gutes Klima im Betrieb und in der Umwelt.

Gemeinsam-Preis 2024

Mit der Verleihung des Gemeinsam-Preises im Braunschweiger Dom wollen wir Menschen aus der gesamten Region auszeichnen, die sich in besonderer Weise für die Gesellschaft engagieren.

Es sind Preise in zwei verschiedenen Kategorien ausgelobt:
1) Gemeinsam-Preis für bürgerschaftliches Engagement
2) Jugendpreis des Braunschweiger Doms

Der Preis wird am 14. Mai um 18.30 Uhr im Braunschweiger Dom vergeben.