Gifhorn. Die Papenteicher wollen mit Aktionen die Landbevölkerung davon überzeugen, dass auch sie etwas bewirken kann. Das sind ihre Ideen.

Die Klimaschutzpolitik im fernen großen Berlin kommt bei vielen Menschen in den Dörfern noch nicht an. Das wollen die Klimapaten in Schwülper zumindest für ihre Gemeinde ändern: Seit Anfang vergangenen Jahres sind sie dabei, ihre Mitbürger davon zu überzeugen, dass sie selbst mit vielen kleinen Maßnahmen dazu beitragen können, die globale Erderwärmung zu bremsen – von Vorträgen über Arbeiten auf der Streuobstwiese bis hin zu Spaziergängen mit Wärmebildkamera.

Die Klimapaten der Gemeinde Schwülper sind Kandidaten für den Gemeinsampreis 2024.
Die Klimapaten der Gemeinde Schwülper sind Kandidaten für den Gemeinsampreis 2024. © FMN | Privat

Eigentlich habe die Gemeinde vor Jahren nur die Klimamanagerin des Regionalverbands für einen Vortrag einladen wollen, erzählt Cosima François, die Verwaltungsleiterin. Doch diese habe eine Idee mitgebracht, die gleich verfing: Mitte 2022 beschloss der Rat, sich am bundesweiten Projekt „Klimaschutz in kleinen Kommunen und Stadtteilen“ (KlikKs) der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen (KEAN) zu beteiligen. Damit werden ehrenamtliche Kimapaten in Gemeinden unterstützt, geschult und motiviert, wenn kein eigener Klimamanager in Aussicht ist. Kaum war die Teilnahme verkündet, meldeten sich aus allen Ortsteilen freiwillige Mitstreiter - zurzeit sind es neun.

Die Klimapaten der Gemeinde Schwülper sind Kandidaten für den Gemeinsampreis 2024.
Die Klimapaten der Gemeinde Schwülper sind Kandidaten für den Gemeinsampreis 2024. © FMN | Privat

François war auch gleich mit dabei, weil ihr das Thema unter den Nägeln brennt. „Was mir persönlich am Herzen liegt, mache ich nun ehrenamtlich.“ Sie sieht sich aber auch als Schnittstelle zur politischen Gemeinde - „die muss sich ja auch irgendwann klimaneutral aufstellen“. Auch Rolf-Joachim Müller beschäftigt der Umweltgedanke schon sein Leben lang, er lebt in einem Niedrigenergiehaus. „Für mich ist das Wohnen im Dorf auch Gemeinschaft. Bei diesem Engagement lernt man neue Leute kennen.“ Anna Maria van Bodegraven findet dies besonders gut: „Dass aus jeder Ortschaft jemand dabei ist und dass wir aus den verschiedensten Berufen kommen.“ Die Runde besteht unter anderem aus Technikern, Biologen, Chemikern, Landwirten und Lehrern.

Die Klimapaten der Gemeinde Schwülper sind Kandidaten für den Gemeinsampreis 2024.
Die Klimapaten der Gemeinde Schwülper sind Kandidaten für den Gemeinsampreis 2024. © FMN | Privat

Für Renate Donnarumma hat sich das neue Ehrenamt „so ergeben“, sagt sie. Sie sieht viele Synergien zur Initiative „Walle für alle“, deren Sprecherin sie ist. „Mein Schwerpunkt ist der zunehmende Flächenverbrauch. Überall entstehen Steingärten.“ Sie möchte die Menschen gern für die Probleme sensibilisieren. „Natur ist uns allen wichtig“, sagt Birgit Junius. Und sie möchte im Dorf einen Beitrag zum Erhalt leisten, „einen Fußabdruck hinterlassen“, aber eben keinen aus CO2. „Klimaschutz ist nicht nur etwas für die große Politik!“ Dafür möchte sie die Leute wacher machen, sie für diese Themen öffnen.

Die Klimapaten der Gemeinde Schwülper sind Kandidaten für den Gemeinsampreis 2024.
Die Klimapaten der Gemeinde Schwülper sind Kandidaten für den Gemeinsampreis 2024. © FMN | Privat

Junius weiß, wie schwierig das ist: „Die Kommunikation der Bundesregierung ist in dieser Hinsicht ... naja, sagen wir mal schwierig.“ Die Menschen seien mittlerweile enttäuscht von Klimaschutzmaßnahmen zum Beispiel beim Thema Heizung. Umso begeisterter habe sie die Mitbürger dagegen aber bei einer ihrer Aktionen im vergangenen Jahr erlebt: Da hatte sich die Gruppe eine Wärmebildkamera geliehen, ist durch die Straßen gezogen und hat den Hausbesitzern gezeigt, wo sich an den Gemäuern zusätzliche Isolierungen lohnten. Junius: „Die Menschen sind so dankbar, wenn man sich für sie Zeit nimmt.“

Die Starthilfen der KEAN habe die Schwülperaner Gruppe gar nicht gebraucht, meint François: „Wir sind kreativ und schnell. Schon drei Monate nach der Gründung hatten wir unsere erste Veranstaltung.“ Das war ein Spargelessen mit einem Vortrag des Nabu-Vorsitzenden zum Thema Artenvielfalt im Garten. Es folgten eine Familienrallye durch die Okeraue, Äpfel mosten auf der Streuobstwiese sowie gemeinsame Aktionen mit der Kita und der Kreisvolkshochschule. Künftig will sich die Gruppe auch um die Themen Carsharing, Mitfahrbank, Lastenfahrrad und Solarparty kümmern.

Gemeinsam-Preis 2024

Mit der Verleihung des Gemeinsam-Preises im Braunschweiger Dom wollen wir Menschen aus der gesamten Region auszeichnen, die sich in besonderer Weise für die Gesellschaft engagieren.

Es sind Preise in zwei verschiedenen Kategorien ausgelobt:
1) Gemeinsam-Preis für bürgerschaftliches Engagement
2) Jugendpreis des Braunschweiger Doms

Der Preis wird am 14. Mai um 18.30 Uhr im Braunschweiger Dom vergeben.