Der Hype um Pokémon Go, eine Monsterjagd-App, ist zwar abgeflacht, aber das Spiel hat mich begeistert – und das, obwohl ich in meiner Kindheit nie mit Pokémon in Berührung gekommen bin. Das habe ich den Jungs überlassen.

Nun hat mich die App an viele historische Plätze und geradezu verwunschene Winkel geführt. Denn die sogenannten Pokéstops, die man aufsuchen muss, befinden sich immer bei baulichen Merkmalen. Auf die wäre ich ohne das Spiel nie aufmerksam geworden. Der kleine steinerne Drachenkopf, der am Balkon in der Nähe meiner WG hängt — nie beachtet. Ebenso staunte ich über Malereien an Hauswänden oder versteckte Denkmäler. Eine klasse Sache! Ein Stadtführer hätte mir diese Kulturschätzchen auch nicht besser zeigen können.

Netter Nebeneffekt: Viele Strecken gehe ich nun lieber zu Fuß. Mein Job bringt es mit sich, dass ich sehr viel mit dem Auto fahre. Das hat mich faul gemacht. Seit ich Pokémon auf mein Handy geladen habe, überlege ich zweimal, ob ich mein Gefährt für den Weg zum Supermarkt oder zu Verabredungen nicht lieber stehen lasse. Das Spiel belohnt mich mit neuen Pokébällen und Pokémon. Und ich fühle mich fitter.

Auf meinen Wegen komme ich zudem rasch mit anderen ins Gespräch. Wer bei einem Pokéstop oder einer Arena steht, auf sein Handy guckt und die typische Wischbewegung mit den Fingern ausführt, ist schnell als Mitspieler enttarnt. Überraschenderweise bin ich bisher nicht nur an Gleichaltrige geraten, sondern gleich mehrmals in Mittvierziger im Anzug gelaufen. Das Spiel verbindet Menschen - das finde ich schön.