Sechs Jahre ist es her, Max Kruse war Anfang 20 und verdiente sich seine Brötchen bei St. Pauli, da sagte sein Trainer Holger Stanislawski über ihn: Er ist ein Vollpfosten. Nun, "Stani" war bekannt für seine lockere Art, auch mal Fünfe gerade sein zu lassen. Aber selbst ihm ging Kruses Attitüde zu weit. Zu oft auf Partys, zu lasche Einstellung zum Beruf und immer zwei, drei Kilo zu viel auf den Rippen. Der "Vollpfosten" gelobte schnelle Besserung und zog beim nächsten Angebot weiter. Zwei Jahre Freiburg, zwei Jahre Mönchengladbach folgten, die Nationalmannschaft kam dazu - es ging nur bergauf. In den vergangenen Wochen häuften sich nun aber die Negativschlagzeilen. Gestern folgte der DFB-Rausschmiss von Joachim Löw. Dem Bundestrainer ging es nicht um die paar Lappalien, die in den vergangenen Wochen bekanntgeworden sind. Auch ihm passt die Einstellung Kruses nicht. Zu sich, zu dessen Job und zu den Teamkollegen.

Vor dem Party-Wochenende hatte der Nationaltrainer mit dem Wolfsburger gesprochen. Die Botschaft: Max, du stehst jetzt unter besonderer Beobachtung, reiß' dich zusammen. Auch die Verantwortlichen des VfL redeten Kruse in diesem Jahr schon mehrfach ins Gewissen. Nur: Es bringt nichts. Kruse hört nicht auf andere. Unabhängig davon, wer mit ihm spricht. Diese Ignoranz, diese Ich-muss-mir-gar-nichts-sagen-lassen-Attitüde hat nun in Verbindung mit seinen Skandälchen in den vergangenen Wochen für sein DFB-Aus gesorgt. Und das zu Recht. Denn wer so offensichtlich gegen klare Anweisungen handelt, zeigt dem Bundestrainer, dass er weder Respekt übrig hat noch Gedanken für dessen "Warnsignale" verschwendet und sein Leben einfach so lebt, wie er will. Das ist für mich keiner dieser so oft geforderten "Typen", das ist für mich bloß gelebte Ignoranz. Kruse ist kein Teamplayer. Gerade mit Rückblick auf die so oft gelobte Chemie, die den DFB zum WM-Titel geführt hat, ist Kruses Rausschmiss alternativlos. Und auch das Turnier hatte der Linksfuß schon verpasst, weil er angeblich während einer DFB-Reise unerlaubt Frauenbesuch auf dem Zimmer hatte. Und noch etwas zum Nachdenken: Wer mit Nicklas Bendtner in einem Team spielt und noch unprofessioneller ist, darf sich über gar nichts mehr wundern.