Zugegeben, ich habe auch kurz überlegt, ob ich mir die Pokémon-Go-App installiere. Sich draußen in der Natur zu bewegen– und sei es, um Pokémon zu jagen– kann ja so verkehrt nicht sein. Zwischendurch ein Erfolgserlebnis, weil man ein seltenes Wesen dieser Art gefunden hat: Warum nicht?

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Aber mal ernsthaft: Ich mülle mir doch nicht den Speicherplatz meines ohnehin schon vollen Mobiltelefons zu, um, als erwachsene Frau, virtuelle Wesen zu fangen, die sich dann entwickeln und gegen andere Monster kämpfen können. Ich habe schließlich schon damals eine Abhängigkeit verzeichnen müssen, als es im Schulalter darum ging, Pokémon-Karten zu tauschen; das passiert mir nicht noch einmal. Früher hatten wir Kinder wenigstens etwas zum Anfassen, zum Tauschen, zum Teilen: ein gutes altes Kartenspiel eben.

Heute ist das anders: Es sieht aus wie eine Zombie-Invasion, wenn Menschen jeden Alters durch die Stadt laufen, ohne ihre Augen dabei vom Smartphone abzuwenden. Dass sich dadurch auch Risiken im Straßenverkehr ergeben, brauche ich nicht zu erwähnen: Oft genug haben die Medien von Fällen berichtet, in denen Pokémon-Go-Spieler ihre Umwelt zu sehr aus den Augen verloren und somit gefährdet haben. Und das muss nun wirklich nicht sein, oder?

Wenn ich mich also in der Natur bewegen möchte, brauche ich keine App dafür, die mir Hindernisse in Form von surrealen Lebewesen in den Weg stellt. Ich schnappe mir stattdessen einfach meine Laufschuhe, Kopfhörer und Trinkflasche, und laufe los – schneller, effektiver und sicherer, als mit Pokémon Go.