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Ein Wunschtraum, der sich gemeinhin mit dem Landleben verbindet, ist die frische Luft. Manchmal wird er tatsächlich wahr. Zumindest im Sommer, wenn Landmann oder -frau die Scheibe ihres gut gepflegten Mittelklassewagens runterfahren können.

Ihrer Karosse sind sie auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, denn einen Gutteil ihres Lebens verbringen die Landleute auf der Straße. Auf dem Weg zum nächsten Nahversorgungszentrum mit Kik, Lidl und Filialbäckerei, zum Arzt, zur Schule und den Freizeitaktivitäten der Kinder, zur Arbeit, zu Konzerten, Restaurants, Kino, Shopping, Stadion, Theater, kurz: in die Stadt.

Da, wo wir schon sind. Da hat man kurze Wege.

Zugegeben: Ein Familienauto haben wir auch. Eines reicht. Wann sind wir doch zum letzten Mal damit gefahren? Wo hatten wir es geparkt? Egal, in der Stadt ist eh alles mit dem Rad zu erreichen. Frische Luft haben wir jede Menge, ein bisschen eingeschränkt durch den notorischen Pendlerverkehr des Landmenschen.

Wer so durch die Stadt radelt, spaziert oder skatet, erlebt einen natürlich gewachsenen, lebendigen, bunten, vielfältigen, manchmal auch ein wenig verwilderten Raum. Der Landmensch reklamiert ja gerne die Natur für sich, das urwüchsige Leben im Grünen.

Dabei wohnt er in der Regel hinter Zäunen und Hecken in akkurat geordneten Neubaugebieten mit Carports und begradigten Gartenflächen. Wenn er Glück hat, gibt es noch einen alten Dorfkern mit einer Kneipe, aber oft hat die schon dichtgemacht. Bleibt das sachlich-gepflegte Bäckereifilialcafé im nächstgelegenen Nahversorgungszentrum.

In der Stadt lebt es sich uriger, abwechslungsreicher, vielfältiger. Natürlich ist es auch ein bisschen rau, schmutzig, laut, gedrängt. Aber zur Entspannung hat man ja seinen kleinen Rückzugsort, die Wohnung oder das Reihenhäuschen, mit kleinem Garten oder Balkonien. Von da aus sieht man, wie die Kinder gut gelaunt zu Fuß aus der Schule kommen oder mit dem Rad zu ihren Hobbys fahren. Sie sind selbstbewusst, quirlig, ein bisschen laut, aber sozial und tolerant.

Stadtmenschen eben.