Seit dem Weltmeister-Titel von Rio hat die deutsche Mannschaft 17 Länderspiele bestritten. Nur neunmal verließ die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw dabei den Platz als Sieger. Zweimal spielte sie unentschieden und sechs Niederlagen gab es zu beklagen – unter anderem gegen Fußball-Schwergewichte – Vorsicht Ironie – wie Irland. Diese Statistik sagt viel darüber aus, wie die DFB-Elf in den vergangenen zwei Jahren aufgetreten ist. Das war meistens nämlich wenig weltmeisterlich. Natürlich sind solche Zahlen nicht alles, und vor jedem großen Turnier werden die Karten neu gemischt. Doch Löw wird wohl diesmal wie noch nie darauf angewiesen sein, dass sich in der Vorbereitung ein Teamgeist entwickelt, der die Mannschaft zum Titel tragen kann. Bei der WM in Brasilien hat das geklappt. Nach wie vor hat Deutschland eine der Top-Mannschaften Europas und auf den ersten Blick stimmt die Mischung aus etablierten und jungen Kräften im vorläufigen Aufgebot, doch nach dem Erfolg vor zwei Jahren hat sich doch etwas zu viel Selbstzufriedenheit in die deutsche Fußball-Seele eingeschlichen. Wie nach der WM 1990 träumte man wohl etwas zu viel von einer Mannschaft, die „auf Jahre hinaus unschlagbar“ ist, wie es Franz Beckenbauer damals im Hochgefühl des Triumphs etwas voreilig formulierte. Dieser Traum platzte zwei Jahre später, als Deutschland das EM-Finale gegen das kleine Dänemark verlor. Auch diesmal ist man noch lange nicht so weit, wie die Spanier in ihrer großen Ära, die mit zwei EM-Titeln und einem WM-Erfolg belohnt wurde. In Löws Team gibt es nur wenige Spieler, die in den vergangenen zwei Jahren einen Schritt nach vorne gemacht haben. Bei vielen, wie Mario Götze und André Schürrle, musste man zuletzt ja schon froh sein, dass der Rückschritt nicht zu groß ausfiel. Und die vielen Talente, die Deutschland weiterhin hat, sind noch nicht so weit, dass sie jede Lücke schließen können, die die Etablierten hinterlassen haben. Zumal inzwischen auch andere Nationen wie Frankreich und England bei der Nachwuchsförderung aufgeholt haben. Also aufgepasst: Sonst wiederholt sich der Fehler von 1990.