Pöbelei und Hass im Internet ist schlimmer als es scheint. Sie birgt enormen gesellschaftlichen Sprengstoff. Den gilt es zu entschärfen.

Es ist ein gutes Signal, dass das Land Niedersachsen das Thema Hasskriminalität im Internet verstärkt angehen will. Zeit ist es, denn das Netz verkommt mehr und mehr zu einem Tummelplatz für Menschen, denen es nicht gut tut, dass in der Anonymität des Netzes die soziale Kontrolle entfällt. Und offenbar scheint die Abwesenheit von Konsequenzen viele dieser Menschen noch zu beflügeln. So spätpubertär wie ihre Beiträge, so ist es auch das Verhalten, scheinbar zwanghaft die Grenzen testen zu wollen. Höchste Zeit, diese Grenzen klar erkennbar zu machen.

Hass im Netz anzeigen – das muss jeder wissen und können

Wichtig ist nun, dass wirklich jeder Internetnutzer erfährt, dass man Pöbler anzeigen kann. Das muss in der Schulbildung beginnen und am besten auf jedem Kassenzettel für ein Smartphone stehen. Öffentlichkeit ist wichtig, ein Täter muss immer die Angst haben, dass jemand seine Ausfälle mitbekommt und weiß, wie er zu handeln hat. Zum anderen müssen die Strafen schnell und empfindlich sein. Die Justiz schafft es hier und da bereits, in schnellen Verfahren Strafen auszusprechen, so dass auch unreflektierte Täter begreifen, dass Tat und Strafe in Zusammenhang stehen.

Das ist bei so inflationären Straftaten, wie sie unter dem Begriff „Hasskriminalität“ zusammengefasst sind, um so wichtiger. Und es muss wehtun. 200 Euro Geldstrafe für einen antisemitischen Ausfall oder eine Bedrohung werden stolz hervorgezeigt. 5000 Euro tun schon richtig weh. Und bei Wiederholung wird es dann fünfstellig. Das spricht sich herum, schreckt ab.

Mehr Ermittler für Hassverbrechen im Internet

Am Ende ist es aber auch wichtig, Täter überhaupt zu ermitteln. Wir brauchen mehr Ermittler und es lohnt sich, dafür Geld in die Hand zu nehmen. Klar, Geld dafür. Und für Steuerdelikte, Betrug und Morde nicht? Nun, auf den ersten Blick gibt es schlimmere Probleme, als die Pöbelei im Netz und das stimmt auch.

Aber: Auch Hasskriminalität richtet immensen gesellschaftlichen Schaden an, denn die Betroffenen sehen sich einer Übermacht an enthemmten Schreihälsen gegenüber und verstummen. Respekt und Vernunft ziehen sich zurück und überlassen das Feld einigen wenigen Aggressiven, die nur noch mehr aufdrehen, wenn sie ihre „Erfolge“ sehen. Das birgt gesellschaftlichen Sprengstoff. Und den gilt es dringend zu entschärfen.

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