Dicke Luft bei VW. Mal wieder möchte man meinen. Zumal es schon häufiger geknallt hat zwischen Betriebsratschef Bernd Osterloh und dem Vorstand, insbesondere VW-Markenchef Herbert Diess.

Allerdings gibt es verschiedene Formen des Streitens. Im täglichen Miteinander sind Meinungsverschiedenheiten nicht zu vermeiden. Oft geht es um Missverständnisse, die in aller Regel nach einem klärenden Gespräch ausgeräumt sind. Danach geht’s weiter.

Gefährlicher sind Auseinandersetzungen, die lange schwelen und bei denen sich völlig konträre Weltanschauungen gegenüberstehen. Diese Gegensätze sind kaum zu überwinden – allenfalls als Vernunftlösung, die oft brüchig ist.

Der Konflikt, über den gestern Betriebsratschef Osterloh berichtete, erinnert an die zweite Variante des Streitens. Nach seinen Worten gibt es seit zwei Jahren Angriffe des Vorstands auf die Mitbestimmung. Das über Jahrzehnte von Vorstand und Betriebsrat gelebte Grundverständnis, dass die Mitbestimmung ein Erfolgsfaktor von VW ist, sei in Gefahr. Tatsächlich hat Markenchef Diess erst vor wenigen Tagen im „Handelsblatt“ gegen den Betriebsrat gestichelt und den VW-Führungskräften vorgeworfen, sie selbst seien verantwortlich für die starke Stellung der Arbeitnehmervertreter, weil sie kein Kontra gäben. Dieses Thema über Bande zu spielen, ist kein feiner Stil.

Nachvollziehbar sind beide Positionen: Der Vorstand möchte möglichst viel Handlungsspielraum, um gestalten zu können. Der Betriebsrat möchte möglichst viel Mitbestimmung, um die Interessen der Mitarbeiter zu wahren. Auf dieser Basis müssen sich beide Seiten verständigen. Dabei muss berücksichtigt werden, dass die Mitbestimmung ein besonderer Bestandteil der Unternehmenskultur ist. Und: Die Vereinbarungen müssen verlässlich sein.

Fatal wäre ein Konflikt, der VW lähmt. Einen solchen Streit kann der Autobauer gerade in Zeiten des Umbruchs gebrauchen wie einen zweiten Abgas-Skandal. Daher liegt Osterloh mit seiner Forderung richtig, auf eine konstruktive Gesprächsebene zurückzukehren.