„Alle billigen Klischees, die im Westen über Afrika zirkulieren, finden sich in den aktuellen Ereignissen in Simbabwe.“

Der Militärputsch im südafrikanischen Staat Simbabwe erinnert an das Drehbuch für einen schlechten Film. Ein greiser Diktator, der sein rohstoffreiches Land heruntergewirtschaftet hat, will seine mehr als 40 Jahre jüngere Frau als Nachfolgerin installieren. Diese ist machtbesessen und hat einen obszönen Hang zum Luxus, während das Volk hungert. Den Offizieren geht dieser Herrschaftsautomatismus gegen den Strich. Sie setzen den 93-jährigen Präsidenten Robert Mugabe und seine Frau Grace unter Hausarrest. Überbordende Korruption, staatliche Schlägertrupps, pompöses Dynastiegehabe an der Spitze: Alle billigen Klischees, die im Westen über Afrika zirkulieren, finden sich in den aktuellen Ereignissen in Simbabwe. Egal ob Angola, Ägypten oder die Länder rund um den Tschadsee: Hunger, Korruption und Perspektivlosigkeit lösen riesige Flüchtlingswellen aus. Der Plan der EU, die Afrikaner wirtschaftlich zu stärken und Investitionen anzukurbeln, ist zwar vernünftig. Dennoch können diese Hilfen nur die Symptome von Afrikas Malaise lindern. Die traurige Wahrheit ist, dass die auf insgesamt zwei Billionen Dollar geschätzten Entwicklungsgelder, die in den vergangenen 60 Jahren geflossen sind, wenig bewirkt haben. Wichtig ist, dass die afrikanischen Entscheidungsträger ihre Hausaufgaben machen müssen: Korruption bekämpfen, die knappen Mittel gerechter verteilen. Ein erster Schritt für Simbabwe wären freie Wahlen – möglichst schnell.

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