„Trumps rhetorischer Sturmlauf gegen die Schurkenstaaten ist in jeder Hinsicht unproduktiv.“

Keiner weiß, welcher Teufel den US-Präsidenten Trump dieses Mal geritten hat. Sein rhetorischer Sturmlauf gegen die „Schurkenstaaten“ Nordkorea und Iran ist politisch unklug und in jeder Hinsicht kontraproduktiv. Es muss damit gerechnet werden, dass die USA in naher Zukunft neue Sanktionen gegen den Iran verhängen wird. Der Nuklear-Deal mit dem Mullah-Regime galt bislang als Lackmustest dafür, dass Staaten durch ein Paket mit politischen und wirtschaftlichen Anreizen von der Produktion von Kernwaffen abgehalten werden können. In der EU, aber auch Russland und China hoffte man, dass dieses Rezept auch die nordkoreanischen Atom-Ambitionen eindämmen könnte. Steigen die USA aus der Übereinkunft mit Teheran aus, droht eine Kettenreaktion. Wirtschaftliche Strafmaßnahmen der Amerikaner würden europäische Firmen und Banken in eine Art Iran-Boykott treiben – aus Angst, den US-Markt zu verlieren. Das würde den erhofften Aufschwung im Iran abwürgen. Mit der Folge, dass die islamischen Kleriker Auftrieb bekommen und den eher liberalen Präsidenten Rohani unter Druck setzen. Alle Diktatoren dieser Welt würden dies als Botschaft begreifen: Abmachungen mit dem Westen bringen nichts. Das einzige Mittel, um die Herrschaft zu sichern, ist der Schutzwall von Atomwaffen. Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un wäre der erste, der diese Logik anwendet.

Trotz alledem: Eine Verteufelung Trumps bringt nichts. Insbesondere die Europäer müssen nun alles daransetzen, um Trump zu überzeugen. Vielleicht besteht ja die Hoffnung, dass es gelingt. Trumps Unberechenbarkeit könnte ausnahmsweise ein Plus sein.