„Demoskopie ist kein Blick in die Glaskugel. Umfragen sind Zustandsbeschreibungen, keine Prognosen.“

Demoskopen durften sich zuletzt einiges anhören: Sie hätten den Brexit, die Wahl Trumps oder die Niederlage der SPD in Nordrhein-Westfalen nicht vorhergesehen. Tatsächlich gibt es jede Menge kritikwürdige Umfragen, die mit suggestiven Fragen das Ergebnis beeinflussen. Solche „ergebnisorientierten“ Umfragen werden allerdings besonders häufig gerade von denen in Auftrag gegeben, die die Demoskopie gerne kritisieren: Zeitungen und Rundfunkanstalten. Seriöse Demoskopie hingegen ist erkenntnisorientiert. Vor allem aber ist sie kein Blick in die Glaskugel. Umfragen sind mit statistischem Messfehler behaftete Zustandsbeschreibungen, keine Prognosen.

Entsprechend können sie auch keinen Wahlausgang falsch vorhersagen. Im übrigen haben Umfragen vor der US-Präsidentschaftswahl einen klaren Trend gezeigt: Trump legte zu, Clinton verlor. Versagt haben hier eher die medialen Kommentatoren.

Berechtigter ist da die Sorge, dass Umfragen vor Wahlen die Wähler beeinflussen könnten. Menschen neigen dazu, sich der Mehrheitsmeinung anzuschließen. Das tun sie allerdings auch, wenn sie diese Mehrheit mangels statistischer Daten erahnen müssen. Die Demoskopie-Pionierin Elisabeth Noelle-Neumann nannte diese Antenne für gefühlte Mehrheiten das „quasistatistische Organ“. Populisten und lautstarke Minderheiten sind besonders gut darin, dieses Organ zu manipulieren. Dagegen helfen seriöse Umfragen.