„Nun explodieren die Preise für Spieler, die ihren Wert bislang nicht oder kaum nachgewiesen haben.“

Ein Jahr ist es her, da diskutierte die Fußball-Welt über den Wechsel Paul Pogbas zu Manchester United. Für 105 Millionen Euro, ein neuer Rekord, der damals Fragen aufwarf, die heute wieder aktuell sind. Von Moral und Anstand, die dem Fußball abhandengekommen seien, war und ist die Rede, von kommerziellem Irrsinn, Transferwahnsinn, von Summen jenseits der Vernunft... Nur, dass wir nicht mehr über 105 Millionen sprechen. Jetzt geht es um unfassbare 222 Millionen Euro, die Paris St.-Germain für Neymar auf den Tisch gelegt hat.

Abseits der rhetorischen Frage, ob so viel Geld nicht bei der Entwicklungshilfe oder bei der Bekämpfung von Hunger viel besser aufgehoben wäre, muss man feststellen: Neymar ist einer der besten Spieler der Welt. Wer Erfolg haben will, muss die Besten holen, und die Besten kosten nun mal das meiste Geld. Das ist nicht neu, die Entwicklung gibt es im Fußball seit Jahren. José Mourinho, der streitbare Trainer von Pogbas Klub Manchester United, fasst die jetzige Situation so zusammen: „Ich glaube nicht, dass Neymar das Problem ist. Es sind die Konsequenzen.“

Denn in der Spitze wurde immer viel Geld ausgegeben. Doch nun explodieren die Preise auch für Spieler, die ihren Wert bislang nicht oder kaum nachgewiesen haben. Der FC Bayern hat den fast unbekannten Corentin Tolisso für die Bundesliga-Rekordsumme von 41,5 Millionen Euro geholt. Der VfL Wolfsburg wollte den Brasilianer Malcom aus Bordeaux verpflichten. Doch nach zwei Toren und drei Vorlagen in den ersten vier Saisonspielen wollten die Franzosen auf einmal 30 statt 15 Millionen Euro.

Es ist eine irrsinnige Spirale, die jedoch aufgehalten werden könnte, wenn die Uefa endlich die Schlupflöcher beim „Financial Fairplay“ schließen würde, wenn die Einnahmen der Klubs tatsächlich ihre Ausgaben decken müssten. Aber dazu fehlt offenbar der Wille der Verantwortlichen.