Man kann auch zu den überzeugten Eintracht-Fans gehören, ohne immer Lieberknechts Meinung zu sein.

Torsten Lieberknecht ist für seine Emotionalität bekannt. Manchmal reicht es ihm wie am Freitagabend nach dem 1:1 gegen Erzgebirge Aue und er lässt seinem Ärger freien Lauf. Vereinzelte Pfiffe im Stadion, hämische Lacher nach Fehlpässen, von denen er berichtete, kritische Artikel nach dem Pokal-Aus in Kiel: Fans und Medien bekamen ihr Fett weg.

Was hat er erreicht mit dieser Schrotflinten-Aktion? Er steht mit dem Video auf allen möglichen Nachrichten-Internetseiten wie vor Jahren in der Bundesliga-Saison mit der „Kleine-Pissverein-Wutrede“, mit der er alle Schiedsrichter vors Schienbein trat. Aber hilft ihm das? Wird Lieberknecht die kritischen Fans, die er Freitag „zum Kotzen“ fand, zurückholen? Häme und Pfiffe nach Fehlern, überzogene Kritik helfen einer Mannschaft nicht weiter, klar. Aber die Eintracht hat mit den Relegationsspielen auf Augenhöhe mit dem VfL Wolfsburg die Erwartungsmesslatte halt selbst sehr hoch gelegt, ist für die tolle Saison auch zu Recht gefeiert worden. Trotzdem: Man kann auch zu den überzeugten Eintracht-Fans gehören, ohne immer Lieberknechts Meinung zu sein.