„Das Management machte viele Fehler, als es Air Berlin noch gut ging.“

Die Nachricht ist seit Wochen erwartet worden: Air Berlin hat Insolvenz angemeldet. In den letzten Jahren war das Defizit stetig gewachsen, der Großaktionär Etihad musste Jahr für Jahr Millionen Euro zuschießen. 2016 hatte Air Berlin mit gut 780 Millionen Euro einen Rekordverlust verbucht, der Schuldenstand belief sich zuletzt auf 1,2 Milliarden Euro. Da war klar, dass Etihad eines Tages die Reißleine ziehen würde. Für die Mitarbeiter ist die Insolvenz ein herber Schlag. Reihenweise verspäteten sich die Maschinen, immer wieder wurden Flüge storniert. Hinzu kam das Kofferchaos am Flughafen Tegel, als Air Berlin im Frühjahr den Dienstleister wechselte. Auf Air Berlin war kein Verlass mehr. Und das ist tödlich. Die Passagiere, vor allem die wichtigen Geschäftsreisenden, wichen auf Lufthansa und andere Gesellschaften oder die Bahn aus. Im Urlaubsmonat Juli war die Zahl der Passagiere bei Air Berlin im Vergleich zum Vorjahr um 24 Prozent gesunken. Das konnte nicht gutgehen. Sicher hat auch die immer wieder verschobene Eröffnung des BER, der für Air Berlin Umsteigeflughafen werden sollte, der Fluggesellschaft massiv geschadet. Aber das wissen die Air-Berlin-Verantwortlichen: Diese Insolvenz ist auch selbstverschuldet. Das Management machte viele Fehler, als es Air Berlin noch gut ging: Man wuchs zu schnell, man schloss zu teure Verträge ab, man bezahlte für Kerosin viel zu viel. Man hatte keine Idee mehr, was Air Berlin sein wollte: eine Billig-Fluglinie, nur ein Ferienflieger oder auch einer für die Langstrecke, ein Lufthansa-Konkurrent in Deutschland?