„Klugerweise verkniff sich Bernd Althusmann jede Triumphgeste.“

Dass die Regierung Weil in immer unruhigeres Fahrwasser geraten würde, war auch im eigenen Lager kaum noch zu kaschieren. Zuletzt bestand gar akute Einsturzgefahr. Der vorläufige Kollaps kommt aber nun durch den Verlust der Mehrheit. Und wirkt wie ein Donnerschlag.

Der Übertritt einer frustrierten Grünen zur CDU hat mit dem schlechten Regierungsmanagement unmittelbar nichts zu tun, aber er passt ins Bild. In der Affäre um die korrekte Vergabe von Landesaufträgen muss der Ministerpräsident nach dem Abgang einer Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium auch mit dem Verlust seiner Sprecherin rechnen. In Sachen VW erscheint Weil immer mehr als Randfigur, die wenig zu melden hat. Der Staatskanzlei bescheinigte deren eigener Chef schlampige Arbeit. Die Liste der Auflösungserscheinungen ließe sich fortsetzen. Man mag die Abgeordnete Twesten dafür schelten, dass sie mit ihrem Wechsel nicht nur Rache an den Grünen, sondern gleich an einer ganzen Regierung nahm.

Die Verbitterung bei SPD und Grünen ist durchaus verständlich. Mit nur einer Stimme Mehrheit im Landtag zu regieren, war aber nicht Twestens, sondern Weils Risiko. Er zahlt nun schlicht und einfach den Preis dafür. Denn wer sich in Gefahr begibt, kommt manchmal darin um.

Ob das Ganze wirklich eine „Intrige“ ist, wie Weil sagte, ist so eindeutig nicht. Der CDU-Landesvorsitzende Bernd Althusmann verkniff sich klugerweise jede Triumphgeste. Weil dagegen deutete an, dass sich eine vorgezogene Landtagswahl auch zum Strafgericht über Abgeordneten-Wechselmanöver eigne. Doch das ist gefährliches Terrain. Eine neue Dolchstoßlegende braucht Niedersachsen nicht. Die beste Lösung wäre es, die Wähler möglichst schnell zu fragen, wer in Niedersachsen regieren soll. Verständigten sich die Fraktionen auf einen gemeinsamen Weg, dann hätte die Krise sogar ihr Gutes.