„An einem Gesamtbild der Sozialarbeit an Niedersachsens Schulen fehlt es noch.“

Tue Gutes und rede darüber: Nach diesem Motto hat Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt einen neuen Baustein in der Schulpolitik des Landes vorgestellt.

Mit 20 neuen Stellen für Sozialarbeiter will das Land Niedersachsen im neuen Schuljahr Schulen an sozialen Brennpunkten unterstützen. Darunter fallen in der Region das westliche Ringgebiet in Braunschweig sowie der Fredenberg Salzgitter.

Über den Schönheitsfehler, dass die neuen Mitarbeiter in Landesdiensten zum Schuljahresbeginn noch längst nicht zur Verfügung stehen, ging das Kultusministerium entspannt hinweg. Lieber erinnerte Ministerin Heiligenstadt daran, dass für sie („Sie kennen meine Vita“) Bildungsgerechtigkeit im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehe. Zur Landtagswahl im Januar 2018 will die Ministerin ganz offensichtlich den Markenkern ihrer Bildungspolitik betonen. „Gerechtigkeit kommt wieder“ war schließlich schon 2008 das Motto des SPD-Landtagswahlkampfes. Unfreiwillig schwingt aber auch ein – wenig überraschendes– Vermächtnis der SPD-Politikerin mit.

Dass sie Bildungspolitik als vornehmste Form der Sozialarbeit versteht, bestätigte sich Heiligenstadt einmal mehr selbst. Der Blickwinkel einer Kultusministerin muss allerdings wohl doch etwas breiter sein.

Das Selbstlob angesichts von landesweit ganzen 20 Sozialpädagogen an Brennpunkten erklärt sich leicht. Es ist die Logik der guten Tat, die man bekanntlich nicht hinterfragen soll, die betreffenden Schulen schon gar nicht. Wie Schulsozialarbeit des Landes und andere Sozialarbeit ineinandergreifen können, an diesem Gesamtbild fehlt es allerdings noch. Wer Schulen und Lehrer wirklich entlasten will, müsste auf eine Bildungspolitik verzichten, die – wie bei Inklusion –zu oft die Parteibrille zur Richtschnur macht. Die Folgen mit der Absicht zu rechtfertigen, ist auch wenig sozial.