„Gelegentlich werden wir vom Wetter aus unserer Lethargiegerissen. Es reicht nicht, hinterher nach Maßnahmen zu krähen.“

Wetterlagen wie die derzeitigen Überschwemmungen nach tagelangem Dauerregen zeigen immer wieder eine nervige Reaktion: Wir müssen jetzt was machen. Mehr Hochwasserschutz, bessere Häuser, weniger Regen, Aktionismus! Auf jede ungewöhnliche Situation, ob nun Hochwasser oder G20-Gipfel, folgt der Ruf nach schnellen Konsequenzen. Leider immer zu spät, nur vorher interessierte es eben einfach niemanden.

Abgesehen davon, dass der Mensch einer Naturkatastrophe immer unterlegen ist, gibt es zwar durchaus Maßnahmen, die Folgen von Wettersituationen wie der aktuellen zu mildern. Renaturierung ist so ein Beispiel: Angelvereine legen in ehemals begradigten Flussläufen wieder Auen an, versenken Findlinge, gestalten eine Flusskultur, in der der Bach nicht gleich über die Ufer tritt, wenn er zum Strom anschwillt. Und wenn doch, dann sind nicht direkt Menschen betroffen. Auch Kommunen sehen das Problem: Großflächige Versiegelungen unterliegen strengen Regeln, auf Ausgleichsflächen wird geachtet, Flutflächen werden geschützt. Wenn sich aber die Natur in einer Weise benimmt, deren Konsequenzen für uns nicht beherrschbar sind, dann hilft das wenig. Es mindert die Schäden, aber verhindert sie nicht.

Solange wir unsere Ignoranz gegenüber der Umwelt so herzhaft ausleben und Wachstum auf Kosten von Meeren, Flüssen und Klima vorantreiben, solange werden wir ab und zu von Wetterphänomenen aus unserer Lethargie gerissen. Es reicht nicht, hinterher nach Maßnahmen zu krähen.

Es gibt Theorien, nach denen der Klimawandel den Jetstream verändert. Konsequenz: mehr Unwetterlagen in Nord- und Mitteleuropa. Wenn abstrakte Warnungen von Wissenschaftlern kein Bewusstsein für den Umgang mit unserer Umwelt schaffen, dann vielleicht hier und da eine Überschwemmung oder ein Unwetter. So gesehen hätten die irgendwie auch etwas Gutes.