„Trump hat dem mächtigsten Amt auf Erden die Würde genommen.“

Amerika zeigt nach sechs Monaten Chaos-Präsidentschaft unter Donald Trump tiefe Schleifspuren. Nach innen hat er die gesellschaftlichen Gräben vertieft. Nach außen hat Trump eine neue Weltunordnung erzeugt, die aus Brandherden schleichend offene Feuer werden lässt. Wohin man sieht: verstörte Bündnispartner, viele enttäuschte Wähler, Baustellen. Wie will der mit miserablen Umfragewerten ausgestattete Unternehmer seiner Präsidentschaft endlich Ruhe und Richtung geben? Gar nicht. Er kann nicht anders.

Unter Trump ist das Weiße Haus zu einem Lügengebäude verkommen. Kaum ein Tag vergeht, an dem der Chef und seine konkurrierenden Denkschulen angehörenden Büchsenspanner das Land nicht für dumm verkaufen. Die Arbeitsbilanz bei den großen Themen (Steuersenkungen, Einwanderung, Infrastruktur-Modernisierung) fällt blamabel aus. Was Regierung und republikanische Mehrheit im Kongress bei der Gesundheitsreform aufführen, kommt einem Totalversagen gleich. Trump schert das nicht. Er simuliert Politik, produziert Missverständnisse und Fehleinschätzungen mit Vorsatz und verklärt das Ganze zu einer neuen amerikanischen Unberechenbarkeit. Unsinn. Trump hat dem mächtigsten Amt auf Erden die Würde genommen.

Noch spricht nichts für ein Ende der kollektiven Halluzination, der sich Millionen Wähler hingegeben haben. Bei ihnen ist die Fake-News-Saat Trumps aufgegangen. Sie glauben aus Prinzip keiner Nachricht, die „ihren“ Präsidenten als Scharlatan entlarvt. Dabei könnte es um Trump finsterer kaum aussehen. Die Russland-Affäre, gemeint ist die Kollaborationsbereitschaft mit russischen Dreckschleudern zulasten Hillary Clintons, ist just von einer Gewitterwolke zum potenziellen Fallbeil geworden. Ein halbes Jahr nach Amtsantritt steht Trump mit beiden Beinen fest im Treibsand.