„Die Grünen in Niedersachsen haben immer wieder gute Fraktionen auf die Beine gestellt.“

Nicht nur bei Niedersachsens Grünen können sogenannte Listenparteitage brutal sein. Wenn es darum geht, wer für die kommenden Wahlen die vorderen Plätze auf der Kandidatenliste belegt, werden Parteifreunde zur karrierebedrohenden Konkurrenz. Das wird auch beim Parteitag vom 11. bis 13. August in Göttingen so sein.

Bei den Grünen kommen einige verschärfende Umstände hinzu. Die Mehrheit der Erstimmen in den Wahlkreisen – das Direktmandat – holen in Niedersachsen der Regel die Kandidaten von SPD und CDU. Das heißt für die Grünen: Ohne guten Listenplatz kein Mandat im Landtag. Doch weil es auch eine Frauen- und eine Neuenquote gibt, ist das grüne Gerangel besonders heftig. Dazu kommt eine Hürde, die nicht in der Satzung steht. Im traditionell linken Landesverband lässt man profilierte Parteifreunde, die nicht zum Linksflügel der Partei gezählt werden, wegen mangelnder Linientreue gern mal über die Klinge springen. Dies bekam einst zum Beispiel der „Realo“ Michel Golibrzuch, eins der größten Talente der Grünen, zu spüren. Wenn die Grüne Wissenschaftsministerin und Abgeordnete Gabriele Heinen-Kljajic nun erklärt hat, in Göttingen nicht wieder für einen Listenplatz zu kandidieren, ist dies ein Tribut an diese Machtverhältnisse. Die zum pragmatischen Flügel der Partei zählende Braunschweigerin hatte schon bei einer früheren Listenaufstellung zappeln müssen. Ministerin will sie gern wieder werden. Der Anführer des linken Flügels, Agrarminister Christian Meyer, und Umweltminister Stefan Wenzel wollen das gewiss auch. Beide denken aber nicht daran, auf eine Abgeordneten-Bewerbung über die Liste zu verzichten. Die Grünen in Niedersachsen haben immer wieder gute Fraktionen auf die Beine gestellt. Klug wäre es, zur Wahl 2018 die besten Leute einzubinden – ohne Machtspielchen. Zu verschenken haben die Grünen keine einzige Stimme.