„Die Rambo-Aktion von Martin Schulz erinnert an einen Ehemann, der der Gattin die junge Geliebte präsentiert.“

Wenn die Not groß ist und Wahlen vor der Tür stehen, kann es auch in der Politik ganz schnell gehen. Die „Ehe für alle“ wird jetzt auf letztem Drücker vor der Sommerpause durchs Parlament geprügelt. Das ist sicher ein Sieg für alle, die schon lange die Gleichstellung aller Partnerschaften mit der Ehe fordern. Das ist aber auch ein Etappensieg für den verzweifelten SPD-Kanzlerkandidaten, der nach drei verlorenen Landtagswahlen und angesichts trostloser Umfragewerte dringend punkten muss. Martin Schulz konnte sich ausrechnen, dass die Union in dieser Frage ohne Mehrheit dasteht und hat die Kanzlerin zum Schwur gezwungen. Angela Merkel blieb nichts anderes übrig, als die Abstimmung für ihre Abgeordneten freizugeben. Ein Siegerthema ist die gleichgeschlechtliche Ehe für die Union ohnehin nicht.

Unabhängig davon, wie man die „Ehe für alle“ bewertet, lässt sich sicher feststellen: Die Ehe zwischen Union und SPD ist am Ende. Die Rambo-Aktion von Martin Schulz erinnert an einen Ehemann, der nach langer schwieriger Ehe der Gattin die junge Geliebte präsentiert. Dass die Kanzlerin nicht die Scheidung einreicht, indem sie die SPD-Minister entlässt, ist sicher der Terminlage geschuldet. Neuwahlen machen keinen Sinn, denn in drei Monaten wird ein neuer Bundestag gewählt. Und in der Regierung ist die SPD für die Kanzlerin ohnehin am besten zu kontrollieren.

Mit dem 24. September steht der Scheidungstermin der Großen Koalition also fest. Bis dahin wird sicher noch so manche schmutzige Wäsche gewaschen. Und auch die Aussichten auf Versöhnung der langjährigen Partner stehen seit gestern schlecht.