„Der Selbstmordanschlag von Manchester wird die Sensibilität gegenüber künftigen Terrorattacken schärfen.“

Der Terror ist nach Großbritannien zurückgekehrt. Mit mindestens 22 Toten ist der Anschlag von Manchester die schlimmste Terrortat seit dem Angriff von vier Selbstmordattentätern auf die U-Bahn von London im Juli 2005. Seitdem hat es zwar immer wieder Anschläge gegeben. Doch der brutale Bombenanschlag in Manchester hat eine neue Qualität. Erstmals hat der Terrorist ein Pop-Konzert ins Visier genommen, das überwiegend von Kindern und Teenagern besucht wurde. Viele Eltern mögen sich jetzt zweimal überlegen, ob sie ihre Kinder zu einer Musikveranstaltung gehen lassen. Der Umgang mit der Gefahr ist in Zeiten des Terrors schwieriger geworden. Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) zwingt die Menschen zu neuer Vorsicht. Am Dienstag bekannte sich die Terrorgruppe zur Bluttat von Manchester. Derartige Pläne gab es offenbar schon länger. In seinem Internetmagazin „Rumiyah“ vom Mai hatte der IS die Parole ausgegeben, Anschläge auf Konzerthallen auszuführen: Dort könne man „die Ungläubigen zusammentreiben und sie massakrieren“. Die Briten sind allerdings eine Nation, die mit dem Terror eine lange Erfahrung hat. In den 70er- und 80er- Jahren sah sich das Königreich einer Anschlagsserie durch die nordirische Untergrundorganisation IRA ausgesetzt.

Premierministerin Theresa May unterstrich denn auch den britischen Widerstandsgeist. Man habe Konflikt und Terrorismus jahrelang ausgehalten, man werde sich niemals davon unterkriegen lassen. Diese Resolutheit kommt an. Der Selbstmordanschlag von Manchester wird und muss die Sensibilität gegenüber künftigen Terrorattacken schärfen. Es ist wahrscheinlich, dass nicht ein Einzeltäter, sondern eine Gruppe von Terroristen dahinterstand. Doch die Briten dürften auf den Terror antworten, wie sie es immer getan haben. Ihr Motto: Sich von ihm einschüchtern zu lassen, hieße, ihn siegen zu lassen.