“David gegen Goliath - die Relegation gegen Wolfsburg wird die ganze Region elektrisieren.“

Wäre doch nur dieses unerklärliche 0:6 in Bielefeld nicht gewesen vor einer Woche, dieser Blackout. Dahin war die über 32 Spieltage so famos und beharrlich aufgebaute Top-Position für den direkten Aufstieg, dahin Platz zwei. Und die Fans der Braunschweiger Eintracht? Die feierten gestern mit einer Riesen-Party, mit einer tollen Choreografie ihre Löwen, die bei der schier aussichtslosen Aufholjagd kämpften und rannten, als hätte es Bielefeld nie gegeben. Sie feierten zu Recht ihre Mannschaft für eine tolle Saison, in der Trainer Torsten Lieberknecht, Manager Marc Arnold und das ganze blaugelbe Team das Optimale herausgeholt haben. Glücksgriffe bei neuen Spielern, ein eingeschworenes Team statt 24 Ich-AGs, ein ruhiges Umfeld und auch mal das nötige Glück des Tüchtigen – mit den erreichten 66 Punkten wäre man in vielen Jahren in die Fußball-Bundesliga aufgestiegen.

Und jetzt also zwei Relegationsspiele gegen den VfL Wolfsburg, der den Abstiegskrimi beim Hamburger SV verloren hat. Zwei dramatische Abende, für die die Braunschweiger bestimmt 50 000 Karten und mehr würden verkaufen können, wäre das Eintracht-Stadion nur größer. David gegen Goliath – zwei Zahlen jenseits aller Vereinsphilosophie zeigen, wie groß der Unterschied zwischen den Nachbarn ist: Auf 154 Millionen Euro wird der Marktwert des Wolfsburger Kaders taxiert, die Braunschweiger kommen da gerade einmal auf 20 Millionen. „Wir müssen nicht Relegation spielen, wir dürfen“, sagte gestern Eintrachts Stürmer Julius Biada. Vielleicht macht gerade das die Chance deutlich, die der Außenseiter hat. Und in der Bundesligasaison vor vier Jahren haben es die Löwen nach Hin- und Rückspiel ja auch geschafft. Dennoch: Schade, dass die Löwen und die Wölfe nicht wieder gleichzeitig in der Bundesliga spielen können wie vor vier Jahren. Die Region als Fußball-Hochburg. Diesmal nicht: Es kann nur einen geben.